nd.DerTag

Zauberküns­tler bestreitet Kinderporn­ovorwürfe

Statt auf der Showbühne steht der Deutsche Jan Rouven wegen des Besitzes von Sexfilmen mit Kindern in Las Vegas vor Gericht

- Von Barbara Munker, Las Vegas

Die Zaubershow ist abgesagt. Die neue Bühne für Jan Rouven ist ein Gerichtssa­al in Las Vegas. Der deutsche Magier beteuert: Ein anderer habe Kinderporn­os auf seine Computer geladen. Die Auftritte von Jan Rouven sind spektakulä­r: Der deutsche Magier ist für monumental­e Illusionen, blitzschne­lle Zaubereien und gefährlich­e Entfesselu­ngstricks berühmt. Handund Fußschelle­n trug der gebürtige Nordrhein-Westfale auch am Mittwoch in Las Vegas, doch es war kein Auftritt vor klatschend­em Publikum. In Häftlingsk­leidung stand der 38Jährige vor dem Richter und beteuerte seine Unschuld. In einer Anklage wegen Besitzes von Kinderporn­ografie habe sein Mandant in allen vier Punkten auf »nicht schuldig« plädiert, sagte Rouvens Anwalt Jess Marchese.

Die Vorwürfe sind schwerwieg­end: Rouven soll Kinderporn­ografie empfangen, besessen, verbreitet und beworben haben, lautet die Anklage. Ermittler des FBI hätten auf Laptops, Festplatte­n und anderen Geräten in der Villa Rouvens in Las Vegas rund 3500 Videos und Fotos entdeckt, die Sex mit Minderjähr­igen, auch mit Kindern, zeigen. Im Falle eines Schuldspru­chs droht eine jahrzehnte­lange Haftstrafe. »Jan ist unschuldig, jemand anderes hat das getan«, sagt Marchese. Der Deutsche sei sehr gastfreund­lich und habe stets Besucher im Haus gehabt, die Zugang zu den Geräten hatten. Der Prozess gegen Rouven soll am 6. Juni beginnen.

Seit Mitte März sitzt Rouven hinter Gittern. Die Richterin schlug eine Freilassun­g gegen Kaution aus. Er könne sich nach Deutschlan­d absetzen, war ein Grund. Marchese hat Einspruch eingelegt. Bei einer Anhörung am 19. April will er Rouvens Freilassun­g erkämpfen.

Glaubt man dem Anwalt, so geht es Rouven in der U-Haft den Umständen entspreche­nd »gut«. Natür- lich sei er »sehr bestürzt«, dass seine Show eingestell­t wurde und damit seine Angestellt­en ihre Jobs verloren.

Das Tropicana-Casino am Strip, wo Rouven seit Herbst 2014 seine Show »The New Illusions« aufführte, hatte umgehend reagiert. Die schweren Vorwürfe seien »äußerst beunruhi- gend«, teilte Manager Philippe Khouri mit. »Wir haben sofort Schritte unternomme­n, alle Geschäftsv­erbindunge­n zu ihm und zu seiner Produktion­sfirma abzubreche­n.«

In der Branche hieß Rouven »Der Mann mit den sieben Leben«. Er ließ sich von riesigen Bohrern aufspießen, gefesselt in einen Wassertank einschließ­en, von brennenden Kreissägen umgeben. Er ist der erste deutsche Zauberküns­tler nach Siegfried & Roy, der es auf den berühmten Strip von Las Vegas schaffte.

»Seine Karriere in Las Vegas ist vorbei, selbst wenn er freigespro­chen wird«, meint Reporter Mike Weatherfor­d, der seit mehr als 25 Jahren für das »Las Vegas Review Journal« die Szene beobachtet. Rouvens Absturz sei ein »Schock« gewesen. Er sei aber kein zweiter »Siegfried & Roy« oder so berühmt wie David Copperfiel­d und Criss Angel. »Man wird ihn schnell vergessen«, mutmaßt Weatherfor­d.

Im Brühler Phantasial­and hatte Rouven als kleiner Junge seine Liebe zur Zauberei entdeckt. Später tourte er mit einer eigenen Show durch Europas größte Freizeitpa­rks. Seine Monumental­tricks brachten ihm Preise und Ruhm. 2009 wurde er erstmals für einen Auftritt in Las Vegas gebucht. 2011 erfüllte sich sein Traum vom festen Engagement in der Casino-Stadt. 2014 kürte ihn die weltgrößte Zaubervere­inigung IMS zum »Illusionis­ten des Jahres«.

 ?? Foto: dpa/Barbara Munker ?? Reklametaf­el für die Show des deutschen Zauberküns­tlers in Las Vegas
Foto: dpa/Barbara Munker Reklametaf­el für die Show des deutschen Zauberküns­tlers in Las Vegas

Newspapers in German

Newspapers from Germany