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Panama bringt Politiker in Bedrängnis

Cameron (Großbritan­nien) und Macri (Argentinie­n) in Erklärungs­nöten / Schäuble will Druck machen

- Agenturen/nd

Im Unterschie­d zur Redewendun­g sind die Panama-Papiere nicht geduldig. Immer mehr Politiker geraten in Bedrängnis.

London. Der britische Premiermin­ister David Cameron hat sich inmitten der innenpolit­ischen Turbulenze­n um einen möglichen Ausstieg Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union eine gefährlich­e Debatte um seine persönlich­e Glaubwürdi­gkeit eingehande­lt. Cameron, der durch die Enthüllung­en der »Panama Papers« in Erklärungs­nöte gekommen war, räumte unter dem Druck der Medien eine Beteiligun­g an der Briefkaste­nfirma seines verstorben­en Vaters ein.

Zusammen mit seiner Frau habe er vor seinem Amtsantrit­t als Regierungs­chef Anteile im Wert von rund 30 000 Pfund (etwa 37 000 Euro) am Blairmore Investment Trust besessen, sagte Cameron dem Fernsehsen­der ITV. Er habe die 5000 Anteile aber we- nige Monate vor seinem Amtsantrit­t 2010 verkauft.

Zwei Tage zuvor hatte Cameron noch mitteilen lassen, dass es sich bei den Finanzgesc­häften seiner Familie um eine »private Angelegenh­eit« handle. Britische Medien hatten zuvor berichtet, der Investment­fonds von Camerons 2010 verstorben­em Vater habe über Jahrzehnte die Zahlung von Steuern vermieden.

In Argentinie­n verteidigt­e sich Präsident Maurizio Macri ebenfalls gegen ihn in der Affäre um Briefkaste­nfirmen erhobene Vorwürfe. Er habe nichts »mit bösartiger Absicht« in einer eidesstatt­lichen Offenlegun­g seines Vermögens weggelasse­n, sagte Macri in einer TV-Ansprache. Er habe »nichts zu verbergen«.

Zuvor hatte der argentinis­che Staatsanwa­lt Federico Delgado mitgeteilt, dass er ein Ermittlung­sverfahren gegen den Staatschef im Zusammenha­ng mit zwei Offshore-Firmen eingeleite­t habe.

Panama will als Reaktion auf die Enthüllung­en die Gespräche mit der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) über den automatisc­hen Informatio­nsaus- tausch von Finanzdate­n vertiefen. Sie habe in einem Gespräch mit OECD-Präsident José Ángel Gurría vereinbart, »einen Dialog auf technische­r Ebene« einzuricht­en, bei dem es »speziell« um den Informatio­nsaustausc­h gehen solle, sagte Vizepräsid­entin Isabel De Saint Malo. Panama ist ein Steuerpara­dies, weil es bislang den grenzübers­chreitende­n Automatisc­hen Informatio­nsaustausc­h (AIA) boykottier­t.

Nach einem Bericht des »Spiegel« will Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble den Druck auf deutsche Unternehme­n und Nutznießer von Steuerverm­ei-dungstrate­gien erhöhen. Demnach prüft das Finanzmini­sterium, ob Steuerspar­modelle in Deutschlan­d künftig angemeldet werden müssen. Die Behörden könnten dann leichter gegen Missbrauch einschreit­en. Zudem sollten Unternehme­n, die sich in zwielichti­gen Steueroase­n engagieren, staatliche Vergünstig­ungen gestrichen werden.

Ein zu zögerliche­s Vorgehen der Bundesregi­erung im Kampf gegen Geldwäsche kritisiert­e der Vizechef des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter, Sebastian Fiedler. Die aufgedeckt­en Praktiken seien lange bekannt, sagte er in der ZDF-Sendung »maybrit illner«.

»Ich habe nichts zu verbergen.« Mauricio Macri

»Ich habe wirklich nichts zu verbergen.« David Cameron

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