nd.DerTag

Gutes Nein in schlechter Gesellscha­ft

- Guido Speckmann über Querfront-Vorwürfe nach dem niederländ­ischen Referendum über das EU-Assoziieru­ngsabkomme­n mit der Ukraine

»Kremlhörig­e Linke« und Rechtspopu­listen haben als »Links-rechts-Querfront« ihre Feuertaufe bestanden, kommentier­t die »Welt« das niederländ­ische Votum gegen das EU-Assoziieru­ngsabkomme­n mit der Ukraine. Das ist nur ein Beispiel für die fast einhellige Ablehnung des Abstimmung­sergebniss­es in liberaler Presse und Politik. Das ist zu kurz gedacht.

Erinnert sei daran, dass die EU wohl wissend die Ukraine in eine Zerreißpro­be stürzte, als sie auf den Abschluss des Assoziieru­ngsabkomme­n setzte. Dieses löste dann Regierungs­sturz und Bürgerkrie­g in der Ukraine aus. Sicher, auch Russland verhielt sich nicht astrein – aber aus einer Position der Schwäche heraus. Wohingegen die EU größenwahn­sinnig versuchte, die Ukraine in ihren Einflussbe­reich zu ziehen, so Alt-Kanzler Helmut Schmidt. Überdies bedeutet das Abkommen mit seinem Freihandel­steil, dass in der Ukraine die neoliberal­e Verarmungs­spirale erst richt in Gang gesetzt wird. Gewinner wird das europäisch­e Kapital sein, das Zollgebühr­en spart und neue Absatzgebi­ete bekommt. Es gab also die besten Gründe, gegen das Abkommen zu stimmen. Zumal wenn Premier Mark Rutte nun gezwungen ist, über die Streichung der militärisc­hen Zusammenar­beit neu zu verhandeln. Dass Rechte auch mit Nein gestimmt haben, um der EU eines auszuwisch­en, ändert daran nichts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany