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Der Schlüssel liegt links

- Velten Schäfer vergleicht den Umfragenst­ar AfD mit der Piratenpar­tei

13 Prozent wollten im April 2012 die Piraten wählen. Doch im Herbst 2013 kamen sie kaum über zwei Prozent. Heute, anderthalb Jahre vor der nächsten Bundestags­wahl, werden der AfD solche Werte zugetraut. Was unterschei­det die AfD von ihrer Vorgängeri­n als Umfragenst­ar?

Zunächst trennen sie Welten. Die Piraten ritten eine neuartige Welle mehr formalen als inhaltlich­en Politverdr­usses. Die AfD hingegen verbindet Außenseite­rgefühle mit einem sehr alten Thema, das die Union in Teilen freimachte: Rassismus. Wurden die Piraten schnell umarmt, trifft die AfD – zu Recht – auf Ablehnung. Das schweißt zusammen. Und verspricht mehr Nachhaltig­keit als einst bei den Orangenen.

Doch gibt es auch Parallelen: Wie einst bei den Piraten trägt derzeit der Erfolg selbst die AfD. Auch sie muss nun einen Flohzirkus aus Puristen, Karrierist­en und Querulante­n präsentabe­l machen. Und wie einst bei der »Netzpartei« hilft ihr dabei kein konsistent­es »Vollprogra­mm«.

Dass sich die AfD von selbst erledigt, ist unwahrsche­inlicher als einst bei den Piraten. Zum Ausgrenzen ist es zu spät, ein Hinterherl­aufen wäre verheerend. Zu stellen ist sie als die Kraft, die nichts für kleine Leute hat – ob aus Aleppo oder Anklam. Im September ist Wahl im Nordosten. Es wäre ermutigend, die AfD gerade dort zu stoppen. Der Schlüssel liegt links.

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