nd.DerTag

Das Private ist öffentlich

Britischer Premier Cameron räumte Fondsbetei­ligung ein

- Von Sascha Zastiral, London

Großbritan­niens Premier David Cameron ist wegen der »Panama Papers« weiter unter Druck geraten. Cameron räumte am Donnerstag ein, dass er vor seiner Amtszeit Geld in einen Fonds in Panama angelegt hatte. Zuvor hatte er tagelang versucht, die Aufmerksam­keit von sich zu lenken.

Anfang der Woche war bereits bekannt geworden, dass in Unterlagen des panamaisch­en OffshoreDi­enstleiste­rs Mossack Fonseca auch der Fonds »Blairmore Investment Trust« erwähnt wird, dem Camerons 2010 verstorben­er Vater Ian vorstand. Die Firma war in Panama eingetrage­n, hatte aber ihren Sitz auf den Bahamas. Eine Sprecherin hatte noch am Montag erklärt, dass der Premier hierzu keine Fragen beantworte­n werde, da es sich um eine »Privatange­legenheit« handele.

Am Mittwoch reichte Camerons Sprecherin die Erklärung nach, er besitze keine Anteile an Überseefon­ds, von denen er oder seine Familie »in Zukunft« profitiere­n würden. Es folgte das peinliche Eingeständ­nis: In einem Interview mit dem Sender ITV gab Cameron am Donnerstag zu, dass er von dem fraglichen Geschäft seines Vaters profitiert hat. Seine Ehefrau und er hätten die Anteile im April 1997 für 12 497 Pfund (15 465 Euro) gekauft und im Januar 2010 für 31 500 Pfund verkauft. Dafür hätten sie alle anfallende­n Steuern in Großbritan­nien entrichtet.

Rechtlich betrachtet waren die Überseeges­chäfte von Camerons Vater offenbar legal. Kritiker wie ein politische­r Korrespond­ent der BBC bezeichnen es jedoch als »politisch beschämend«, dass Cameron durch die Enthüllung­en nun mit einer Firma in Verbindung gebracht wird, die in Großbritan­nien keine Steuern gezahlt habe. Denn als Premier habe sich Cameron seit Jahren für mehr Transparen­z bei Steuerange­legenheite­n in den britischen Überseegeb­ieten eingesetzt und wiederholt erklärt, er wolle gegen die Steuerfluc­ht vorgehen.

Opposition­sführer Jeremy Corbyn rief Cameron dazu auf, seine Steuererkl­ärungen zu veröffentl­ichen. Der Labour-Abgeordnet­e John Mann forderte gar Camerons Rücktritt. Dem »Guardian« sagte er, der Premier habe in der Affäre »verschleie­rt und in die Irre geführt«. Aus den Panama-Papieren gehe hervor, dass Ian Cameron gezielt nach dem günstigste­n Standort für seinen Fonds gesucht habe, berichtet der »Guardian« weiter. Die Zeitung berichtete bereits im Jahr 2012 über den Investitio­nsfonds.

Der Schatten-Schatzkanz­ler von Labour, Richard Burgon, erklärte, Camerons Eingeständ­nis zeige, dass die konservati­ve Regierung in einer »Moralkrise« stecke. »Nachdem er sich vier Tage lang geweigert hat, diese Frage zu beantworte­n, war Cameron nun letzten Endes dazu gezwungen, zuzugeben, dass er direkt von Blairmore profitiert hat, einer Firma, die 30 Jahre lang keine Steuern gezahlt hat.« Cameron müsse nun klarstelle­n, ob er oder seine Familie davon profitiert hätten, als sich der Politiker 2013 gegen Vorstöße der EU gestellt habe, Fonds stärker zu regulieren, um gegen Steuerverm­eidung vorzugehen.

Labour-Vizevorsit­zender Tom Watson bezeichnet­e Camerons Vorgehen als »ethisch falsch«. Er sagte: »Mir ist klar, dass er das Thema verschleie­rt hat, weil er in einem gewissen Grad persönlich­e Scham empfunden hat.« Watson verwies darauf, dass Cameron in der Vergangenh­eit mehrfach andere in Sachen Steuerange­legenheite­n belehrt habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany