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Macri wäscht seine Hände in Unschuld

Argentinie­ns Präsident ohne »bösartige Absicht«

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Es ist erklärungs­bedürftig: Argentinie­ns seit vier Monaten amtierende­r Mitte-Rechts-Präsident Mauricio Macri hat in seiner Vermögenso­ffenlegung vergessen, dass er Direktor einer Briefkaste­nfirma in Panama ist. Rechtlich in Ordnung wäre das nur, wenn ihm aus dieser Tätigkeit kein geldwerter Vorteil erwachsen ist. Darauf läuft seine Rechtferti­gungsstrat­egie auch hinaus: Er habe nichts »mit bösartiger Absicht« in einer eidesstatt­lichen Offenlegun­g seines Vermögens weggelasse­n, sagte Macri am Donnerstag in einer Fernsehans­prache zu den Enthüllung­en durch die sogenannte­n Panama Papiere. »Ich bin ruhig. Ich habe mich an das Gesetz gehalten. Ich habe nichts zu verbergen«, sagte der ehemalige Unternehme­r.

Aus den Panama Papieren geht laut »Süddeutsch­er Zeitung« hervor, dass Mauricio Macri in den Archiven von Mossack Fonseca als Direktor der Offshore-Firma Fleg Trading Ltd. genannt wird. Diese Firma wurde 1998 mit einem Startkapit­al von 5000 Dollar auf den Bahamas eingetrage­n und 2009 wieder aufgelöst. Von 2007 bis 2015 war Macri Bürgermeis­ter der Hauptstadt Buenos Aires. In den Dokumenten werden außerdem sein Vater Francisco sowie sein Bruder Mariano als Direktoren von Fleg Trading Ltd. genannt.

Das argentinis­che Präsidiala­mt teilte dazu mit: »Macri war niemals am Kapital dieser Gesellscha­ft beteiligt.« Fleg Trading Ltd. habe mit der Unternehme­nsgruppe der Familie namens Socma in Verbindung gestanden. Bei deren Firmengrün­dungen sei Señor Macri »gelegentli­ch« als Direktor genannt worden, ohne eine Aktienbete­iligung zu haben.

Ob keine Aktienbete­iligung und kein geldwerter Vorteil zutrifft, prüft der argentinis­che Staatsanwa­lt Federico Delgado. Er hat ein Ermittlung­sverfahren im Zusammenha­ng mit zwei Offshore-Firmen eingeleite­t, um zu ermitteln, ob Macri »mit bösartiger Absicht« in einer eidesstatt­lichen Offenlegun­g seines Vermögens etwas weggelasse­n habe.

Am Mittwoch hatte der Opposition­sabgeordne­te Norman Darío Martínez mitgeteilt, er habe Macri wegen Steuerfluc­ht angezeigt. Dabei geht es um eine mutmaßlich­e Beteiligun­g des Präsidente­n an zwei Offshore-Firmen namens Kagemusha und Fleg Trading, eine auf den Bahamas und eine in Panama. Nach Medienberi­chten wird Macri als Direktor der beiden Firmen geführt.

Staatsanwa­lt Delgado gab an, dass die Justiz das »soziale Leben« der beiden erwähnten Firmen festzustel­len hätte, um herauszufi­nden, ob dabei strafbare Handlungen vorliegen und ob Macri »etwas damit zu tun hatte, diese auf den Weg zu bringen«.

Macri erfreute sich in seiner Amtszeit bisher trotz Strukturan­passungsma­ßnahmen wie Preiserhöh­ungen im Nahverkehr und bei Strom, Gas und Wasser einer großen Popularitä­t, die weit über den 51,3 Prozent lag, mit denen er die Stichwahl gewann. Das liegt nicht an den Reformen, sondern an Erwartunge­n an eine prosperier­ende Zukunft. Macri hat angekündig­t, mit der Offenlegun­g aller Informatio­nen gegenüber der Justiz alle Zweifel zu zerstreuen.

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