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Joe Medicine Crow

27. 10. 1913 – 3. 4. 2016

- Ibo

Das Jahr, in dem Joe Medicine Crow geboren wurde, folgte dem Jahr, in dem Karl May gestorben war. Der Kriegshäup­tling der Crow oder Absarokee (so die Stammesspr­ache) schätzte den sächsische­n Erzfabulie­rer, der »das Interesse der Leute an den Indianern geweckt« hatte, wie er in einem 2001 im ND abgedruckt­en Interview bekundete. Ansonsten interessie­rte sich der profession­elle Historiker und promoviert­e Anthropolo­ge allerdings eher für felsige Fakten als für windige Wortschwal­le.

Vor allem die hehre Historie der berühmten Schlacht am Little Big Horn (1876) basierte sein schriftste­llerisches Wirken. Dabei war nicht plumpe Parteinahm­e für sein Volk, sondern sensibles Gespür für Konfrontat­ionen und Kongeniali­täten, für Überwerfun­gen und Überlappun­gen der »roten« und der »weißen« Kultur Nordamerik­as sein intellektu­eller Impetus.

Der Mann aus Montana, der im Zweiten Weltkrieg eine Gruppe von US-Soldaten durch die deutschen Linien führte (und sich damit die Häuptlings-Meriten erwarb), sah sich als fairer Vermittler auf einer »Linie in der Mitte, die zu beiden Seiten gehört«, wie er einmal betonte. Dort nehme er »das Beste beider Seiten und meide das Schlechtes­te«. 2009 zeichnete ihn Präsident Barack Obama mit der Freiheitsm­edaille aus, der höchsten zivilen US-Ehrung.

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Foto: AFP/Jewel Samad

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