Gauland testet weiter
Zu »Die Tragödie des Konservativismus« 16./17.4., S. 3
Im obigen Kommentar heißt es, Alexander Gauland »leitete die Staatskanzlei des hessischen Ministerpräsidenten Wallmann, die nächste Station war Potsdam – insgesamt die Bilderbuchkarriere eines Konservativen.«
Da gilt es eine Lücke zu füllen. Anfang 1989 stolperte Gauland über eine Staatsaffäre, die er mit seiner »Ämterpatronage« heraufbeschworen hatte. Er wollte einen SPD-Mann aus dem Amt des Kirchenkoordinators kegeln und durch einen CDUParteifreund ersetzen. Dass dieser Wolfgang Egerter dem rechten, völkischen »Witikobund« angehörte, störte nicht. Joschka Fischer nannte ihn einen »bräunlich schimmernden CDU-Spezi«, und Ignaz Bubis, damals Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, verhinderte diese Personalie. Pikant: Egerter wurde Staatssekretär in Thüringen unter Bernhard Vogel (CDU). Gauland wurde 1991 Herausgeber der »Märkischen Allgemeinen Zeitung«.
Martin Stöhr, Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden, urteilte 1992: »Der Fall Egerter war ein öffentlicher Skandal. Hier testete ein Politiker (Alexander Gauland), wie weit man in den letzten Jahren den Bogen nach rechts schlagen kann, ohne auf öffentlichen, das heißt auch auf kirchlichen Widerstand zu treffen.« Gauland testet weiter.