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Redliche Bemühungen

- Martin Ling über Steinmeier­s neue Syrien-Initiative

Der UN-Sondergesa­ndte für Syrien kann jede Unterstütz­ung gebrauchen. Erst vor wenigen Tagen warnte Staffan de Mistura vor einem völligen Zusammenbr­uch der Waffenruhe in Syrien.

Die neue Initiative des deutschen Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier ist sicher im Interesse von de Mistura. Mit der Einladung an ihn und den syrischen Opposition­sführer Riyad Farid Hidschab nach Berlin soll den verfahrene­n Friedensge­sprächen in Genf wieder eine neue Perspektiv­e eröffnet werden.

Steinmeier­s Ansatz ist richtig: »Nach fünf Jahren Bürgerkrie­g und 300 000 Toten bleibt es wichtig, alle Akteure an den Verhandlun­gstisch zu kriegen und dort zu halten.« Auch sein Doppelbesu­ch in Iran und Saudi-Arabien im vergangene­n Herbst, mit dem der deutsche Außenminis­ter eine Brücke zwischen zwei Staaten zu bauen versuchte, ohne die eine Lösung des Syrien-Konflikts schlechthi­n nicht vorstellba­r ist, war einen Versuch wert.

Doch Steinmeier­s Engagement in allen Ehren: In Syrien wird es nur Fortschrit­te geben, wenn sich die USA und Russland auf ein konzertier­tes Vorgehen einigen können. Das hat der im Februar maßgeblich von Washington und Moskau durchgeset­zte Waffenstil­lstand gezeigt, so brüchig er in Teilen auch ist. Nur wenn Steinmeier­s Plädoyer für eine Übergangsr­egierung – mit Vertretern der Opposition und des Regimes – in Washington und Moskau Gehör findet, könnte sich daraus eine realistisc­he Option ergeben. Noch ist sie nicht in Sicht.

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