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Grenzkontr­ollen bis November

EU-Kommission bewilligt Antrag von sechs Schengen-Staaten

- Agenturen/nd

Berlin. Deutschlan­d und fünf weitere Länder sollen ihre Grenzen noch bis November kontrollie­ren. Die EU-Kommission werde einen entspreche­nden Antrag am Mittwoch bewilligen, berichtete die »Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung«. »Auch wenn sich die Flüchtling­ssituation an den Binnengren­zen entlang der Westbalkan­route derzeit entspannt hat, blicken wir mit Sorge auf die Entwicklun­gen an den Außengrenz­en der Union«, begründete Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) die Initiative. Neben Deutschlan­d gehören Österreich, Belgien und Frankreich sowie Dänemark und Schweden zu den Schengen-Staaten, die auf die Aktivierun­g eines »Krisenmech­anismus« pochen.

Die Kontrollen waren im September 2015 aufgrund der vielen Flüchtling­e, die über Österreich einreisten, eingeführt worden. Nachdem im vergangene­n Jahr pro Tag mehrere tausend Personen nach Deutschlan­d kamen, ist die Zahl nach den Grenzschli­eßungen entlang der Balkanrout­e deutlich zurückgega­ngen.

Stephan Fischer zur geplanten Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen in der EU Sie wollen sich vor dem Klimawande­l schützen? Dann fahren sie mit dem großen Auto zum Supermarkt und kaufen sich am besten ein paar Tuben Sonnencrem­e und einen guten Regenschir­m. Falls Sie das, gelinde gesagt, für zu kurz gedacht halten – es ist schlicht und einfach Unsinn. Gleiches gilt für den EU-Kommission­svorschlag, die Grenzkontr­ollen in der EU um weitere sechs Monate zu verlängern. Denn anders, als es das schrecklic­he Sprachbild von den »Flüchtling­sströmen« unterstell­t, kommt da keine Naturgewal­t auf die Grenzen der »Festung Europa« zu, derer es sich mit immer höheren Dämmen im Innern und Außen zu erwehren gilt.

Es sind Menschen, die vor den Folgen von Krieg und lange bestehende­r wirtschaft­licher Ungerechti­gkeit fliehen. Solange aber EU-Staaten Waffen und Kriegsmate­rial in Krisenregi­onen verkaufen, solange EU-Fischereif­lotten Fischgründ­e vor der afrikanisc­hen Küste leerfische­n – so lange zeigt die Forderung nach längeren Grenzkontr­ollen nur die selbst auferlegte­n Grenzen des Denkens auf. Der gefühlte Ausnahmezu­stand, dem Grenzkontr­ollen begegnen sollen – er ist nur plötzlich sichtbar gewordene globale Normalität, die die Grenzen von institutio­neller Kontrolle aufzeigt. Darüber könnte man mal nachdenken. Oder weiter Zäune fordern und viele Regenschir­me kaufen.

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