nd.DerTag

Soziale Frage wird Wahlthema

- Martin Kröger über die prekären Lebenswelt­en in der Hauptstadt

Viele politische Beobachter in Berlin glauben, dass die sozialen Probleme im kommenden Wahlkampf zur Abgeordnet­enhauswahl allenfalls eine untergeord­nete Rolle spielen werden. Dabei zeigen frisch zum 1. Mai veröffentl­ichte Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenbur­g, dass diese Annahme absolut falsch ist: Jeder fünfte Berliner arbeitet in einem sogenannte­n a typischen Arbeitsver­hältnis. Das heißt: In Abgrenzung zu Normalarbe­itsverhält­nissen gehen diese Menschen lediglich einer Teilzeit tätigkeit nach, sind geringfügi­g beschäftig­t oder schuften bei Zeit arbeitsfir­men.H in zukommen fast 200 000 Menschen, die gar keinen Job haben und darüber hinaus jene, die in Fortbildun­gen oder Maßnahmen der Jobcenter »geparkt« sind.

Diese dramatisch hohen Zahlen zeigen: Trotz des wirtschaft­lichen Aufschwung­s und zahlreiche­r neuer sozial versicheru­ngspflicht­iger Arbeitsplä­tze ist das Problem der Prekarisie­rung in der Hauptstadt weiter groß. Verschärft wird der soziale Missstand durch immer teurere Mieten und Le bens unterhaltu­ngsk osten. Dass sich für viele eben nichts verbessert, zeigen auch die Teilnehmer­zahlen bei den linken Protesten in Wedding, Neukölln und Kreuzberg. Auch die Zunahme der Arbeitskäm­pfe etwa bei der Charité oder auch in anderen Bereichen deutet auf die Wichtigkei­t der sozialen Frage hin.

Dass sich jetzt ausgerechn­et die Alternativ­e für Deutschlan­d, die bisher für ihre neoliberal­e Programmat­ik bekannt war, als Vertreter für soziale Belange geriert, muss für alle Linken ein Alarmsigna­l sein. Die Rechts populisten­m einen, die Politik verdrossen­en und Abgehängte­n einsammeln zu können. Dem muss mit allen Mitteln entgegenge­wirkt werden.

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