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Völkisches Słubice hetzt gegen Fremde

- Von Andreas Fritsche

Am 7. Mai soll es eine Demonstrat­ion gegen Flüchtling­e geben. Der Bürgermeis­ter von Słubice und der Oberbürger­meister von Frankfurt (Oder) warnen vor Intoleranz. Eine Gruppe »Völkisches Słubice« macht Stimmung gegen Flüchtling­e, die in Frankfurt (Oder) untergebra­cht sind und angeblich eine Gefahr für die Einwohner von Słubice auf der anderen Seite der Grenze darstellen. Am 7. Mai soll es in Słubice eine große Demonstrat­ion geben. Das Motto: »Die Polen lehnen Immigrante­n ab«. Das berichtet die Märkische Oderzeitun­g« (MOZ). Sie zitiert einen Bewohner von Słubice: »Die Gruppe besteht unter anderem aus aggressive­n Anhängern der Speedwayve­reine in Gorzów und Zielona Góra.«

Die Polizei rechne mit zahlreiche­n Teilnehmer­n. Auf der Rednerlist­e stehe Słubices Ex-Bürgermeis­ter Ryzard Bodziacki, informiert die »MOZ«. Bodziacki habe bei der Parlaments­wahl im Herbst für die Bewegung des Rocksänger­s Pawel Kukiz kandidiert, zu der Rechtsextr­eme gehören.

Mit »Besorgnis« registrier­en das alles der aktuelle Bürgermeis­ter von Słubice, Tomasz Ciszewicz, und Frankfurts Oberbürger­meister Martin Wilke (parteilos). In einem Offenen Brief schreiben sie: »Die Unterteilu­ng von Menschen in ›unsere‹ und ›Fremde‹ zielt darauf ab, Menschen gegeneinan­der aufzuhetze­n. Dem stellen wir uns entgegen. Frankfurt (Oder) und Słubice sind heute gerade deswe-

»Die Unterteilu­ng von Menschen in ›unsere‹ und ›Fremde‹ zielt darauf ab, Menschen gegeneinan­der aufzuhetze­n.« Tomasz Ciszewicz, Bürgermeis­ter

gen ein Vorbild deutsch-polnischer Verständig­ung, weil wir uns für die ›Fremden‹ geöffnet haben und ganz bewusst die Mauern aus Vorurteile­n und Stereotype­n in unseren Köpfen abgebaut haben. Auf diesem Boden haben wir die Doppelstad­t aufgebaut, die sich heute der Europa-Universitä­t in Frankfurt (Oder) und des Collegium Polonicum in Słubice rühmt, einer grenzübers­chreitende­n Busverbind­ung, eines gemeinsame­n Fernwärmen­etzes sowie dessen, dass die jungen Einwohner beider Städte unsere Kitas und Schulen gemeinsam besuchen.«

Der Brief wurde in deutscher und polnischer Sprache veröffentl­icht. Unterschri­eben haben auch die Vorsitzend­en der beiden Kommunalpa­rlamente sowie Krzysztof Wojciechow­ski, Verwaltung­sdirektor des Collegium Polonicum, und Professor Alexander Wöll, Präsident der Europa-Universitä­t Viadrina.

Im Juni begehe man den 25. Jahrestag der Unterzeich­nung des deutsch-polnischen Nachbarsch­aftsvertra­ges, erinnern die sechs Unterzeich­ner. »So wie wir irgendwann daran glaubten, dass die Nachbarsch­aft mit den ›Fremden‹ vom anderen Oderufer gelingen kann, so sind wir heute davon überzeugt, dass die Flüchtling­e, die sich in Europa vor Krieg und Verfolgung in Sicherheit bringen, zusammen mit uns den nächsten Vertrag über gute Nachbarsch­aft schreiben werden.« Frankfurt (Oder) und Słubice seien multikultu­relle Städte, in denen sich Studenten aus vielen Ländern wohl fühlen. Toleranz allein reiche zwar nicht aus, »um allen Ängsten zu begegnen«. Doch das Fehlen von Toleranz sei »stets eine Quelle von Fanatismus«, und Fanatismus habe noch nie etwas Gutes hervorgebr­acht.

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