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Der IWF hat fast recht

- Martin Ling über die Forderung nach einem Schuldensc­hnitt

Deutschlan­ds Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble hat beim Schuldenpo­ker um Griechenla­nd schlechte Karten. Seine »conditio sine qua non«, seine unabdingba­re Voraussetz­ung für ein neues Kreditprog­ramm für Hellas ist, dass der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) wieder an Bord kommt. Doch der IWF ziert sich mehr denn je und das mit Recht: Die Schuldentr­agfähigkei­tsanalyse Griechenla­nds lässt aus Sicht der IWF-Experten nur einen Schluss zu: einen baldigen Schuldensc­hnitt. Nicht als Belohnung irgendwann für eine gelungene Strukturan­passung, wie es sich Schäuble offen lässt, sondern als Voraussetz­ung für das Wiedergewi­nnen von Wettbewerb­sfähigkeit schlechthi­n. IWF-Chefin Christine Lagarde hat das mit ihrem Brief an die Finanzmini­ster der 19-Euro-Länder klargestel­lt.

Dass es dem IWF vor allem darum geht, einen Forderungs­ausfall zu seinen Ungunsten zu verhindern, liegt auf der Hand. An der richtigen Einschätzu­ng ändert das nichts. Fakt ist: Ohne einen massiven Schuldensc­hnitt hat Griechenla­nd überhaupt keine Chance zu gesunden und auch keine Chance, die Schulden zurückzuza­hlen. Ein solcher Schuldensc­hnitt wäre dabei lediglich die »conditio sine qua non«, keinesfall­s aber hinreichen­de Voraussetz­ung für eine internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit. Das lässt der IWF unter den Tisch fallen. Dafür müsste die Rückzahlun­g an Handelsbil­anzübersch­üsse geknüpft werden, wie es im Londoner Schuldenab­kommen 1953 für die BRD gemacht wurde.

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