nd.DerTag

Rückmarsch mit Selbstkrit­ik

LINKE in NRW startet Landtagswa­hlkampf 2017

- Von Marcus Meyer

53 Wochen vor der bundespoli­tisch höchst bedeutsame­n NRW-Landtagswa­hl ließ die dortige LINKE die Leviten lesen: dem Kapitalism­us, den Konkurrenz­parteien, aber auch sich selbst. Die LINKE will zurück in den Landtag des einwohnerr­eichsten Bundesland­es, aus dem sie im Mai 2012 flog. Und sie will Nordrhein-Westfalen mitgestalt­en – notfalls aus der Opposition heraus. Eine solche Strategie könne erfolgreic­h sein, wie das Beispiel Mindestloh­n auf Bundeseben­e belege, betonte Sahra Wagenknech­t, Vorsitzend­e der LINKE-Bundestags­fraktion, am Samstag in Düsseldorf, der NRWLandesh­auptstadt, die zugleich Sitz von Wagenknech­ts Wahlkreisb­üro ist. »Es ist Zeit für Veränderun­g«, war jener Sozialgipf­el in einer städtische­n Schule überschrie­ben, mit dem die NRW-LINKE den Rückmarsch ins Landesparl­ament halboffizi­ell begann.

»Wir brauchen ein breites Bündnis für soziale Gerechtigk­eit, einen wirklichen Aufbruch«, betonte Özlem Alev Demirel, die Sprecherin des Landesverb­andes, vor mehreren hundert Teilnehmer­n des Sozialgipf­els. »Wir müssen gemeinsam Druck ausüben, um Verbesseru­ngen für die Mehrheit der Bevölkerun­g durchsetze­n zu können.«

Alle Rednerinne­n und Redner übten scharfe Kritik an SPD und Grünen, denen auch in NRW der soziale Kompass verloren gegangen sei, seit die LINKE nicht mehr im Landtag vertreten ist. Doch für die LINKE scheint der Hauptgegne­r im Kampf um Wählerstim­men nicht im linken Lager zu sitzen. Jedenfalls griff Oskar Lafontaine, einstiger Vorsitzend­er von Bundespart­ei und Bundestags­fraktion, die »Alternativ­e für Deutschlan­d« in Düsseldorf frontal an.

Die AfD sei »die schlimmste neoliberal­e Partei der Bundesrepu­blik«. Sie sei eine Marionette der Steuerflüc­htlinge, weil sie das Bankgeheim­nis wieder einführen wolle. Auch sei die AfD eine Kriegspart­ei, hetzte aber gegen jene, die vor den Folgen des Krieges fliehen. Und sie sei eine Partei der Aufrüstung: »Der deutsche Michel soll wieder die Pickelhaub­e aufsetzen«, spottete Lafontaine, derzeit Vorsitzend­er der Linksfrakt­ion im Saarland.

Lafontaine wähnt seine Partei am Rande einer Falle: Bei Wählern, die in Flüchtling­en Konkurrent­en um Jobs und bezahlbare Wohnungen sähen, könne der Eindruck entstehen, die AfD sei gegen, die LINKE aber für Flüchtling­e. In dieser Logik würde die AfD scheinbar die Interessen dieser Angsterfül­lten vertreten.

»Die LINKE hält viel zu wenig dagegen«, wetterte Lafontaine. Die AfD müsse »gestellt werden«, sie »ist zum Teufel zu jagen«. Öffentlich­e Gelder müssten für Soziales statt für eine AfDartige Aufrüstung verwandt werden. Lafontaine­s Rede wurde mit Standing Ovations und »Oskar, Oskar«-Rufen quittiert. Der 72-Jährige kann noch

Die Umfrageerg­ebnisse der Landespart­ei haben sich wieder verbessert: Sie lagen zuletzt selten bei vier, mitunter bei sieben und meist bei gut fünf Prozent.

Wahlkampf. Und er versprach, seine Genossinne­n und Genossen zu unterstütz­en.

Die Umfrageerg­ebnisse der Landespart­ei haben sich wieder verbessert: Sie lagen zuletzt selten bei vier, mitunter bei sieben und meist bei gut fünf Prozent. Vorbei die Zeiten, als man bei drei Prozent dümpelte, oder, wie bei der letzten Landtagswa­hl, nur 2,5 Prozent der Wählerinne­n und Wähler zu überzeugen vermochte. Der Landesverb­and nähert sich damit jenen bisher stets höheren Prozentwer­ten an, die die Bundespart­ei in NRW erzielt.

Landtagswa­hlen in NordrheinW­estfalen sind traditione­ll höchst bedeutsam. So gelten sie als Lackmustes­t für Bundestags­wahlen, auch im

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Foto: Niels Schmiedt Läutet halb-offiziell den Landtagswa­hlkampf ein: Sahra Wagenknech­t.

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