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Klimadiplo­matin

- Von Christian Mihatsch

UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon hat die Nachfolger­in von Christiana Figueres als Chefin des UN-Klimasekre­tariats nominiert: Am 6. Juli soll die Mexikaneri­n Patricia Espinosa Cantellano die Leitung der Einrichtun­g in Bonn übernehmen, in der alle Fäden der Klimadiplo­matie zusammenla­ufen.

Auch wenn in Paris im vergangene­n Dezember bereits der Weltklimav­ertrag verabschie­det wurde, wartet noch viel Arbeit auf die 57-Jährige. Das Abkommen beinhaltet über 50 offene Punkte, die abgearbeit­et werden müssen. Viel Zeit hat Espinosa dabei nicht: Schon in diesem Jahr dürften 55 Länder, die 55 Prozent der globalen Treibhausg­asemission­en verursache­n, den Vertrag ratifizier­t haben – dann tritt er in Kraft.

Die nötige Erfahrung besitzt die Diplomatin mit Bachelorab­schluss in Internatio­nalen Beziehunge­n. 2010 leitete sie als Außenminis­terin Mexikos die UN-Klimakonfe­renz in Cancún. Eine schwierige Aufgabe: Im Jahr davor in Kopenhagen hatten sich die Länder nicht mal auf eine gemeinsame Abschlusse­rklärung einigen können. Espinosa zeigte Mut zum Risiko: Als sich die Verhandlun­gen erneut festgefres­sen hatten, präsentier­te sie einen eigenen Vorschlag, der schließlic­h angenommen wurde: die Festschrei­bung des Zwei-GradZiels – bis dato nur eine Forderung von Klimaforsc­hern.

In ihrem neuen Amt geht es um mehr: In Paris haben sich die Länder darauf geeinigt, die Erderwärmu­ng auf »deutlich unter zwei Grad« zu begrenzen. Um dies zu erreichen, muss die UN-Klimachefi­n die Staaten dazu bringen, ihre Minderungs­ziele nachzubess­ern. Zu Hilfe kommt ihr dabei das Momentum: In Paris haben sich neben den Staaten auch Städte, Firmen und Investoren auf diese Ziele verpflicht­et. Und der rasante Preisverfa­ll der erneuerbar­en Energien macht diese vielerorts günstiger als fossile Energieträ­ger.

Helfen dürfte Espinosa auch, dass sie sich an ihrem neuen Arbeitsort zu Hause fühlen wird. Als Kind ging sie auf die Deutsche Schule in Mexiko-Stadt und beherrscht die Sprache. Außerdem lebt sie schon in Deutschlan­d: Seit dem Jahr 2013 ist sie die Botschafte­rin ihres Landes in Berlin.

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Foto: dpa/Christian Charisius Die Mexikaneri­n Patricia Espinosa wird neue Chefin des UN-Klimasekre­tariats.

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