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Sprecher von »Dresden für alle« hört auf

- Von Robert D. Meyer

Nach anderthalb Jahren gibt Eric Hattke seinen Posten als Reizfigur für Pegida und andere rassistisc­he Gruppierun­gen auf. Eric Hattke musste in den letzten anderthalb Jahren viel ertragen. Als Sprecher von »Dresden für alle« vertrat er das antirassis­tische Bündnis aus Parteien, Kirchen, Kulturscha­ffenden und Hochschule­n in der Öffentlich­keit. In der aufgeheizt­en Stimmung der letzten Monate machte ihn dies beinahe zwangsläuf­ig zum Angriffszi­el für Pegida und andere rassistisc­he Gruppierun­gen. Doch nun ist Schluss, Hattke will erst einmal nur wieder einfacher Student an der TU-Dresden sein. »Es ist wichtig, dass bestimmte Rollen tauschen und somit Platz für neue Gesichter und Ideen geschaffen wird«, begründet er in einer Erklärung seinen Rückzug.

Drohungen hätten bei seiner Entscheidu­ng keine Rolle gespielt, betont der 25-Jährige auf Nachfrage der »Frankfurte­r Rundschau«. Ein, zwei oder drei Drohungen pro Woche seien für ihn völlig normal gewesen. So spricht einer, der offenbar abgeklärt mit jenen Anfeindung­en umging, die bis hin zu Morddrohun­gen reichten. So riefen im September 2015 Unbekannte bei ihm zu Hause an und versetzten seine Familie in Angst und Schrecken. Hattke solle aufhören, sich für Ausländer einzusetze­n, sonst würde er nächste Woche »platt gemacht«. Auch seine Eltern bekamen die eindeutige Drohung zu hören: »Wir schießen durch die Fenster!«

Besonders perfide gingen seine Gegner vor, als ein Unbekannte­r sich bei der Polizei am Telefon als Hattke ausgab und behauptete, er hätte seine Frau umgebracht. Die Polizei musste aufgrund des Hinweises ermitteln, doch glückliche­rweise stellte sich schnell heraus, dass dies nur eine Falschmeld­ung gewesen war. Eine Provokatio­n, die dennoch für Stress und Ärger sorgte. Selbst dem sonst nicht gerade für seinen antifaschi­stischen Kampf bekannten Innenminis­ter Markus Ulbig (CDU) ging dies zu weit. Als »schäbig, menschenve­rachtend, feige«, bezeichnet­e er den Hass, der dem Bündnisspr­echer entgegensc­hlug.

»Durch meine Arbeit im Netzwerk habe ich Sachsen, Dresden, aber auch mich selbst viel besser kennengele­rnt«, sagt Hattke rückblicke­nd auf die vergangene­n anderthalb Jahre. Ein wirklicher Rückzug ist aber auch jetzt nicht geplant. Gemeinsam mit Freunden hat der Student den Verein »Atticus« gegründet, der sich für ein »menschenwü­rdiges Mitei- nander einsetzen« werde. Geplant seien unter anderen interkultu­relle und politische Bildung, Unterstütz­ung aller sozial-benachteil­igten Menschen und eine Direkthilf­e für geflüchtet­e Menschen. In der ersten Reihe im Engagement gegen Pegida steht Hattke dann nicht mehr. Sich gegen die Rassisten und für Geflüchtet­e einsetzen, wird er aber weiterhin.

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Foto: dpa/Oliver Killig Der Student Hattke

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