Sprecher von »Dresden für alle« hört auf
Nach anderthalb Jahren gibt Eric Hattke seinen Posten als Reizfigur für Pegida und andere rassistische Gruppierungen auf. Eric Hattke musste in den letzten anderthalb Jahren viel ertragen. Als Sprecher von »Dresden für alle« vertrat er das antirassistische Bündnis aus Parteien, Kirchen, Kulturschaffenden und Hochschulen in der Öffentlichkeit. In der aufgeheizten Stimmung der letzten Monate machte ihn dies beinahe zwangsläufig zum Angriffsziel für Pegida und andere rassistische Gruppierungen. Doch nun ist Schluss, Hattke will erst einmal nur wieder einfacher Student an der TU-Dresden sein. »Es ist wichtig, dass bestimmte Rollen tauschen und somit Platz für neue Gesichter und Ideen geschaffen wird«, begründet er in einer Erklärung seinen Rückzug.
Drohungen hätten bei seiner Entscheidung keine Rolle gespielt, betont der 25-Jährige auf Nachfrage der »Frankfurter Rundschau«. Ein, zwei oder drei Drohungen pro Woche seien für ihn völlig normal gewesen. So spricht einer, der offenbar abgeklärt mit jenen Anfeindungen umging, die bis hin zu Morddrohungen reichten. So riefen im September 2015 Unbekannte bei ihm zu Hause an und versetzten seine Familie in Angst und Schrecken. Hattke solle aufhören, sich für Ausländer einzusetzen, sonst würde er nächste Woche »platt gemacht«. Auch seine Eltern bekamen die eindeutige Drohung zu hören: »Wir schießen durch die Fenster!«
Besonders perfide gingen seine Gegner vor, als ein Unbekannter sich bei der Polizei am Telefon als Hattke ausgab und behauptete, er hätte seine Frau umgebracht. Die Polizei musste aufgrund des Hinweises ermitteln, doch glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass dies nur eine Falschmeldung gewesen war. Eine Provokation, die dennoch für Stress und Ärger sorgte. Selbst dem sonst nicht gerade für seinen antifaschistischen Kampf bekannten Innenminister Markus Ulbig (CDU) ging dies zu weit. Als »schäbig, menschenverachtend, feige«, bezeichnete er den Hass, der dem Bündnissprecher entgegenschlug.
»Durch meine Arbeit im Netzwerk habe ich Sachsen, Dresden, aber auch mich selbst viel besser kennengelernt«, sagt Hattke rückblickend auf die vergangenen anderthalb Jahre. Ein wirklicher Rückzug ist aber auch jetzt nicht geplant. Gemeinsam mit Freunden hat der Student den Verein »Atticus« gegründet, der sich für ein »menschenwürdiges Mitei- nander einsetzen« werde. Geplant seien unter anderen interkulturelle und politische Bildung, Unterstützung aller sozial-benachteiligten Menschen und eine Direkthilfe für geflüchtete Menschen. In der ersten Reihe im Engagement gegen Pegida steht Hattke dann nicht mehr. Sich gegen die Rassisten und für Geflüchtete einsetzen, wird er aber weiterhin.