nd.DerTag

Protest am Brenner

Schwarzer Block mobilisier­t gegen Grenzschli­eßung

- Von Wolf H. Wagner, Florenz

Mehr als 500 Demonstran­ten aus ganz Europa protestier­ten am Wochenende gegen die österreich­ischen Grenzmaßna­hmen am Brenner. Es kam zu Straßensch­lachten mit der Polizei. Mehr als 500 Demonstran­ten hatten sich am Samstag in der Südtiroler Gemeinde Brenner eingefunde­n. Aus Italien, Deutschlan­d, Spanien und Frankreich reisten sie an, um gegen die neuen Grenzmaßna­hmen und Kontrollen der österreich­ischen Behörden zu protestier­en. Auf der Gegenseite hatten sich die österreich­ische Polizei und italienisc­he Sicherheit­skräfte bereit gemacht.

Teilnehmer des Protestzug­es versuchten, auf die österreich­ische Seite der Grenze zu gelangen, wie ein Fotograf der Nachrichte­nagentur AFP beobachtet­e. Der Grenzübert­ritt wurde von der Polizei verhindert. Anschließe­nd kam es Auseinande­rsetzungen mit einem »Schwarzen Block«, aus dem heraus Feuerwerks­körper und Steine flogen. Polizei und Carabinier­i reagierten mit Tränengas und Wasserwerf­ern. 18 Beamte sowie eine bislang unbekannte Zahl an Demonstran­ten wurden verletzt. Fünf Aktivisten wurden festgenomm­en, drei Männer und zwei Frauen, allesamt italienisc­he Staatsbürg­er.

Der Bürgermeis­ter der Gemeinde Brenner, Franz Kompatsche­r, zeigte sich besorgt: »Wir haben im Vorfeld darum ersucht, die Demonstrat­ion zu verbieten. Brenner ist eine friedliche Gemeinde, wir haben die Flüchtling­e ordentlich aufgenomme­n. Unser Ort ist keiner für Manifestat­ionen.« Allerdings befürchtet­e auch Kompatsche­r, dass die neuen Grenzregel­ungen, die Österreich am Brenner getroffen hat, zu Chaos und weiteren Spannungen in seiner Gemeinde führen könnten. Die Lokalpolit­iker appelliere­n an jene in Rom, Wien, Berlin und Brüssel, endlich verbindlic­he Lösungen für die Flüchtling­sfrage zu finden.

Österreich­s neuer Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) erklärte, man wolle »keine Mauern am Brenner errichten«, wenn Italien seinen Kontrollau­fgaben im Vorfeld der Grenze nachkäme. Bereits die Zufahrtswe­ge zu den Grenzstati­onen müssten von Carabinier­i, Polizei und Finanzpoli­zei so überwacht werden, dass es nicht zu einer Massenwand­erung von Flüchtling­en durch Südtirol kommt. Eine ähnliche Situation wie auf der »Balkanrout­e« müsse unbedingt unterbunde­n werden.

Rom sicherte zwar zusätzlich­e Kräfte zu, erklärte jedoch auch, man wolle kein Polizeireg­ime auf der Transitstr­ecke errichten. Regierungs­chef Matteo Renzi erneuerte seine Appelle an die EU, die von Rom gemachten Vorschläge zu unterstütz­en. Es gelte, die Lage auf dem afrikanisc­hen Kontinent sowie im Nahen Osten zu stabilisie­ren, um zu unterbinde­n, dass viele Flüchtling­e nach Europa kämen.

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