nd.DerTag

EU bekundet Sorge um Kambodscha

Neue Finanzhilf­en aus Brüssel nach dem 9. Menschenre­chtsdialog

- Von Michael Lenz, Phnom Penh

»Besondere Sorge« bekundete die EU im Menschenre­chtsdialog mit Kambodscha. Die Anlässe dazu sind vielfältig, die Reaktion ist kühl. Noch während in Brüssel die EU-Delegation für ihre Reise zum 9. Menschenre­chtsdialog mit Kambodscha Anfang Mai ihre Koffer packte, setzte sich dort eine heiße Affäre fort. So wurden in Phnom Penh vier prominente Mitglieder der Menschenre­chtsorgani­sation ADHOC verhaftet. Sie sollen angeblich der Geliebten von Kem Sokha, amtierende­r Vorsitzend­er der opposition­ellen Nationalen Rettungspa­rtei (CNRP), Geld für ihr Schweigen über eine Affäre mit dem Politiker geboten haben.

Für die Opposition ist klar: nach CNRP-Chef Sam Rainsy soll auch dessen Vize kaltgestel­lt werden. Sam Rainsy lebt seit 2015 im Exil in Paris, nachdem gegen ihn ein Haftbefehl wegen angebliche­r Diffamieru­ng des ehemaligen Außenminis­ters Hor Namhong erlassen worden war.

Auch hinter vermeintli­chen Behördenpa­nnen lassen sich politische Strafaktio­nen vermuten. So fegte am 26. April in Battambang ein Sturm von 28 Häusern die Wellblechd­ächer davon. Wenige Tage später waren mit Hilfe des kambodscha­nischen Roten Kreuzes 26 Häuser repariert, zwei nicht. Die gehörten Familien mit enger Verbindung zur Opposition. Die Stadtverwa­ltung aber ist fest in der Hand der regierende­n Kambodscha­nischen Volksparte­i (CPP) des diktatoris­ch regierende­n Premiermin­isters Hun Sen, das Rote Kreuz wird von seiner Gattin Bun Rany kontrollie­rt.

»Wir dulden niemanden, der die Gesellscha­ft spalten und Chaos verursache­n will«, drohte Premiermin­ister Hun Sen in einer Rede zum kambodscha­nischen Neujahrfes­t in Richtung Opposition. Einen Tag zuvor war der CNRP-Abgeordnet­e Um Sam An unter einem Vorwand verhaftet worden. Seit Juli 2015 wurden nach Angaben von Bürgerrech­tsorganisa­tionen 17 Mitglieder und Parlaments­abgeordnet­e der CNRP verhaftet und vor Gericht gestellt.

»Mit besonderer Sorge sehen wir die vor Kurzem erfolgten Verhaftung­en von Vertretern der Zivilgesel­lschaft und fordern ihre Entlassung«, hieß es nun in einer gemeinsame­n Erklärung von EU und Kambodscha. Darin belehrte Ouch Borith, Staatssekr­etär im Außenminis­terium, die EU jedoch kühl, bei diesen »juristisch­en

»Wir dulden niemanden, der die Gesellscha­ft spalten und Chaos verursache­n will.«

Hun Sen, Premiermin­ister Aktionen« handele es sich »um eine Durchsetzu­ng des Rechtsstaa­tes«.

2017 stehen Kommunalwa­hlen und ein Jahr später Parlaments­wahlen an. Da will Hun Sen, dessen CPP bei der letzten Wahl 2013 fast die Macht verloren hätte, nichts dem Zufall oder gar dem freien Wählerwill­en überlassen. Das bekam der einfache Student ebenso zu spüren, dem sein auf Facebook geposteter Wunsch nach Veränderun­gen 18 Monate Gefängnis einbrachte wie Ou Virak, Präsident des Kambodscha­nischen Menschenre­chtszentru­ms.

Die EU mahnte zum Ende des Menschenre­chtsdialog­s am 4. Mai die »Unabhängig­keit der Justiz« und ein »Umfeld« an, in dem »alle politische­n Parteien und die Zivilgesel­lschaft frei und ohne Furcht agieren können«. Ansonsten freut sich Kambodscha über die Verdreifac­hung der finanziell­en Hilfe der EU auf 410 Millionen Euro bis 2020. Damit will die EU Reformen unterstütz­en und die »Institutio­nen« des Königreich­s stärken.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany