John Doe meldet sich zu Wort
Whistleblower der Panama Papers gibt Erklärung ab
Die anonyme Quelle der »Panama Papers« hat das Schweigen gebrochen. »Ich habe mich dazu entschlossen, Mossack Fonseca dem Urteil der Weltöffentlichkeit auszusetzen, weil ich der Meinung bin, dass die Kanzleigründer, Angestellten und Kunden für ihre Rolle bei diesen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden sollten«, erklärte der Whistleblower in einer Erklärung, die die »Süddeutsche Zeitung« am späten Freitagnachmittag veröffentlichte.
John Doe, wie sich der auf Anonymität bedachte Whistleblower selbst nennt, hatte der in München erscheinenden Tageszeitung seit mehr als einem Jahr interne Daten der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca zugespielt, die mehr als 200 000 Briefkastenfirmen verwalten soll. Die »SZ« wertete diesen 2,6 Terabyte großen Datenberg zusammen mit dem internationalen Recherchenetzwerk ICIJ aus und machte die Ergebnisse Anfang April öffentlich. Zahlreiche Verwicklungen von Politikern und Prominenten in Briefkästenfirmen wurden so aufgedeckt.
»Ich arbeite nicht für irgendeine Regierung oder irgendeinen Geheimdienst und habe dies auch nie getan, weder als direkter Angestellter noch im Auftrag«, entgegnete der Whistleblower nun Spekulationen über seine Motive. Er vertrete einzig und allein seine Meinung, wie auch die Weitergabe der Dokumente seine Entscheidung gewesen sei. Jedoch erklärte sich Doe im Rahmen seiner Möglichkeiten bereit, nun mit Behörden zusammenzuarbeiten. Denn »die Panama Papers könnten Tausende Anklagen nach sich ziehen, wenn die Strafverfolgungsbehörden in den Besitz der Dokumente gelangen und sie auswerten könnten«.
John Doe übte aber auch heftige Kritik am staatlichen Umgang mit Whistleblowern: »Ich habe mit angesehen, was mit Whistleblowern und Aktivisten in den USA und Europa geschehen ist, wie ihr Leben zerstört wurde, nachdem sie Vorgänge öffentlich gemacht hatten, die offensichtlich kriminell waren.« Der Whistleblower verwies unter anderem auf die Schicksale von Edward Snowden und Antoine Deltour, der den LuxLeaks-Skandal um dubiose Steuerdeals Luxemburgs mit internationalen Konzernen ins Rollen brachte und deswegen nun im Großherzogtum vor Gericht steht.
Indes habe Mossack Fonseca nicht »im Vakuum« gearbeitet, betonte John Doe. Stattdessen hätten Regierungen, Gerichte, Banken, Finanzaufsichts- und Steuerbehörden im Umgang mit Steueroasen »kläglich versagt«. Es seien Entscheidungen getroffen worden, »die die Reichen verschont und die Mittel- und Geringverdiener getroffen haben«. Dabei würden Historiker wissen, dass »Besteuerung und ungleiche Machtverhältnisse in der Vergangenheit bereits Revolutionen ausgelöst haben«. Damals sei militärische Macht notwendig gewesen, »um die Menschen zu unterdrücken, während es heute genauso effektiv oder noch effektiver ist, die Menschen vom Zugang zu Informationen abzuschneiden«.
So hätten auch die Medien als Kontrollinstanz versagt. »Die traurige Wahrheit ist, dass einige der prominentesten und fähigsten Medienorganisationen der Welt nicht daran interessiert waren, über diese Geschichte zu berichten«, schrieb John Doe, der nach eigenen Angaben »entgegen anderslautenden Behauptungen« nicht nur der »SZ« seine Daten angeboten hat. Sogar die Enthüllungsplattform Wikileaks habe wiederholt nicht auf seine Nachrichten reagiert.