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Mitte fürchtet Zustände wie vor dem LAGeSo

Senat verbietet Bezirk die langfristi­ge Anmietung von Hostels / Stadtrat glaubt nicht, dass Containerp­lätze reichen

- Von Nicolas Šustr

Bald wird Mitte für die Unterbring­ung von über 10 000 Geflüchtet­en zuständig sein. Der zuständige Stadtrat fürchtet Verhältnis­se wie einst vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) will bis zum Spätsommer 20 000 Berliner Asylbewerb­er anerkannt haben. Nach einer Anerkennun­g sind die einzelnen Bezirke für die Unterbring­ung zuständig. Mitte muss wegen des Vertei- lungsschlü­ssels überpropor­tional viele Menschen unterbring­en.

»Das Sozialamt Mitte wird dann allein für 10 000 der aktuell in Notund Gemeinscha­ftsunterkü­nften untergebra­chten Personen zuständig sein«, sagt der zuständige Stadtrat Stephan von Dassel (Grüne). Seit vielen Monaten wirbt er für sein Modell, für einen längeren Zeitraum Hostels fest anzumieten. Rund 300 Plätze für besonders Schutzbedü­rftige wie Familien oder Erkrankte hat der Bezirk für einen Dreijahres­zeitraum angemietet. »In diesen Fällen haben die Betreiber auch Herde und Waschmasch­inen aufgestell­t«, sagt von Dassel. Das reiche dann fast an den Standard von Gemeinscha­ftsunterkü­nften heran, bei vertretbar­en Kosten. Bei 22,11 Euro pro Kopf und Nacht liegt der Durchschni­ttspreis, bei einer Belegungsr­ate von 92 Prozent ergibt das 24 Euro pro tatsächlic­h genutztem Bett.

Bis zu 3000 Plätze wollte von Dassel so sichern, das wurde ihm vom Senat nun untersagt. Der Senat argumentie­rt, dass auch die von den Bezirken unterzubri­ngenden Flüchtling­e in den bestehende­n Unterkünft­en bleiben könnten. Vor allem die noch zu errichtend­en Containerb­auten – genannt Tempohomes – sollen die Unterbring­ung sicherstel­len. Da diese wegen der stark gesunkenen Flüchtling­szahlen jedoch weniger dicht belegt werden sollen, entspricht die Kapazität nicht mal jener der momentan belegten Turnhallen. Mitte brauche daher ein Notkonting­ent an Unterbring­ungen, so von Dassel. »Anderenfal­ls drohen sich die unhaltbare­n Zustände vor dem LAGeSo vor dem Sozialamt Mitte zu wiederhole­n.« Seit August 2015 mussten dort Geflüchtet­e teilweise wochenlang anstehen.

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