nd.DerTag

Wo Flüchtling­e Land sehen

- Andreas Fritsche über Perspektiv­en der Integratio­n in Brandenbur­g

Als schnelle Hilfe bitter nötig war, zankten sich Berlin und Brandenbur­g über die Flüchtling­sunterbrin­gung. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) wies zunächst mehrfach das Ansinnen zurück, Asylbewerb­er, für die das Land Berlin zuständig ist, im Umland der Hauptstadt aufzunehme­n. 47 000 Flüchtling­e sind im vergangene­n Jahr in Brandenbur­g angekommen und 28 000 sind vorerst geblieben. In Panik versetzt durch die Vorstellun­g, es würden noch mehr kommen und es werde schwierig, alle einigermaß­en menschenwü­rdig unterzubri­ngen, zierte sich Brandenbur­g eine ganze Weile, bevor es mit Berlin zu verhandeln begann.

Der Bund hat aber umgeschwen­kt. Es wird fleißig abgeschobe­n, und der Landweg nach Deutschlan­d ist bereits an der griechisch-mazedonisc­hen Grenze versperrt. Die absehbare Folge dieses Kurses: Es kommen kaum noch Flüchtling­e ins Land. Dabei sind Hotels und ehemalige Lehrlingsw­ohnheime nun auf Jahre angemietet und sollen irgendwie ausgelaste­t werden. Es wird sehr bald der Punkt kommen, wo Betreiber und Verwaltung­en deswegen den möglichen Umzug in leerstehen­de Wohnungen hintertrei­ben.

Es ist Zeit für die Feststellu­ng, dass die Politik die Chance der Flüchtling­szuwanderu­ng vergibt. Ländliche Regionen werden sich weiter entleeren. Dort werden in einigen Branchen Arbeitskrä­fte gesucht. In Brandenbur­g gibt es freie Wohnungen und freie Stellen. Hier könnten Flüchtling­e eine Perspektiv­e haben.

Warum wird daran nicht gedacht? Die linksalter­native Szene in der Hauptstadt glaubt leider teils bis heute, eine Unterbring­ung in brandenbur­gischen Dörfern sei unzumutbar. Es gibt zwar tatsächlic­h berüchtigt­e Heime mitten im Wald. Es gibt jedoch auch Beispiele einer gelingende­n Integratio­n in Dorfgemein­schaften. Zu ihrem Glück können und sollen die Flüchtling­e nicht gezwungen werden. Aber finden können sie ihr Glück auf dem Lande eher als in der Großstadt.

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