Wo Flüchtlinge Land sehen
Als schnelle Hilfe bitter nötig war, zankten sich Berlin und Brandenburg über die Flüchtlingsunterbringung. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wies zunächst mehrfach das Ansinnen zurück, Asylbewerber, für die das Land Berlin zuständig ist, im Umland der Hauptstadt aufzunehmen. 47 000 Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr in Brandenburg angekommen und 28 000 sind vorerst geblieben. In Panik versetzt durch die Vorstellung, es würden noch mehr kommen und es werde schwierig, alle einigermaßen menschenwürdig unterzubringen, zierte sich Brandenburg eine ganze Weile, bevor es mit Berlin zu verhandeln begann.
Der Bund hat aber umgeschwenkt. Es wird fleißig abgeschoben, und der Landweg nach Deutschland ist bereits an der griechisch-mazedonischen Grenze versperrt. Die absehbare Folge dieses Kurses: Es kommen kaum noch Flüchtlinge ins Land. Dabei sind Hotels und ehemalige Lehrlingswohnheime nun auf Jahre angemietet und sollen irgendwie ausgelastet werden. Es wird sehr bald der Punkt kommen, wo Betreiber und Verwaltungen deswegen den möglichen Umzug in leerstehende Wohnungen hintertreiben.
Es ist Zeit für die Feststellung, dass die Politik die Chance der Flüchtlingszuwanderung vergibt. Ländliche Regionen werden sich weiter entleeren. Dort werden in einigen Branchen Arbeitskräfte gesucht. In Brandenburg gibt es freie Wohnungen und freie Stellen. Hier könnten Flüchtlinge eine Perspektive haben.
Warum wird daran nicht gedacht? Die linksalternative Szene in der Hauptstadt glaubt leider teils bis heute, eine Unterbringung in brandenburgischen Dörfern sei unzumutbar. Es gibt zwar tatsächlich berüchtigte Heime mitten im Wald. Es gibt jedoch auch Beispiele einer gelingenden Integration in Dorfgemeinschaften. Zu ihrem Glück können und sollen die Flüchtlinge nicht gezwungen werden. Aber finden können sie ihr Glück auf dem Lande eher als in der Großstadt.