Die Umzäunung der Lämmer
Die Initiative »WikiWolves« baut seit einem Jahr Zäune gegen Wölfe
Zäune bauen, um Nutztiere vor Wölfen zu schützen: Dieser Aufgabe widmen sich die Freiwilligen der Initiative »WikiWolves« seit nunmehr einem Jahr. Die Leckerbissen scheinen so nah zu sein für Familie Wolf, die sich aus ihrem Wald bei Wietzendorf im niedersächsischen Heidekreis schleicht: Kälber und Lämmer tummeln sich unweit der grauen Räuber. Doch aus der Mahlzeit wird nichts. Drahtgeflecht versperrt den Weg zur Beute, Kletterversuche enden mit unangenehmen Kribbelimpulsen aus einer blanken Elektroleitung, und auch das Scharren scheitert. Der Zaun, den Aktivisten von WikiWolves um die Weide von Landwirtin Bettina Prel- Rostock. Unter dem Titel »Kuba Libre« ist noch bis 19. Juni in der Kunsthalle Rostock aktuelle Kunst aus dem karibischen Staat zu bewundern. Wie Kunsthallen-Chef Jörg-Uwe Neumann sagte, handelt es sich um eine Gruppenausstellung, die le-Van Hemert gezogen haben, reicht ein gutes Stück weit ins Erdreich.
Wölfe als Heimkehrer akzeptieren, ihnen aber dort, wo es nötig ist, wirksame Grenzen setzen: Ziel der Frauen und Männer, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich beim Bau von Schutzzäunen mitwirken und sich dazu bei WikiWolves gemeldet haben. »Wir sind kein Verein, sondern ein eher loses, in verschiedenen Regionen präsentes Netzwerk«, sagt dessen Koordinatorin Nathalie Soethe aus Greifswald in MecklenburgVorpommern. Dort hatte die Arbeit der Helferinnen und Helfer im Mai 2015 begonnen: mit einem Einsatz in Neubrandenburg, bei einem Schäfer im Wolfsgebiet.
Die gute Arbeit von WikiWolves sprach sich schnell herum. »Könnt ihr beim Zaunbau mit anpacken?«, frag- te man bald aus Schleswig-Holstein, Hilferufe aus Niedersachsen folgten. Dort waren fleißige Wiki-Leute jetzt bereits zum zweiten Mal bei Bettina Prelle-Van Hemert, buddelten Gräben für den Scharrschutz, zogen Zaungeflecht, setzten Pfosten, schraubten Isolatoren für den Elektrodraht ein.
Die Kuh- und Schafhalterin ist voll des Lobes über das Wiki-Team, das über den »Freundeskreis frei lebende Wölfe« von den Sorgen in Wietzendorf erfahren hatte. Schon mehrere Kälber waren in dem Heideort nahe Celle den Grauröcken zu Opfer gefallen. Ein sicherer Schutz gegen solchen Verlust verschlingt verhältnismäßig viel Geld. Bettina PrelleVan Hemert musste schon für den ersten Zaun um eine fünf Hektar große Weide rund 10 000 Euro ausge- Nach 54 Jahren des diplomatischen Streits mit den USA und der wirtschaftlichen Isolation befinde sich Kuba im Umbruch. Die Auswahl der Werke wurde großteils in Ateliers von Havanna getroffen. ben, reine Materialkosten. Da ist die Arbeitskraft, die WikiWolves unentgeltlich beisteuert, eine willkommene Entlastung, vor allem für Schäfer, von denen viele wirtschaftlich nicht besonders gut gestellt sind.
Etwa 100 Aktivistinnen und Aktivisten – darunter viele Wolfsfreunde – stehen derzeit für den Zaunbaueinsatz bereit, vor allem im Norden. Doch auch in anderen Regionen möchte WikiWolves gern helfen, hat hier und dort bereits Kontakt mit Schaf- und Ziegenzuchtverbänden aufgenommen. »Unser Angebot ist dort immer sehr begrüßt worden«, freut sich Nathalie Soethe, berichtet von einer besonders netten Reaktion aus Bayern.
Auch wenn es unter weißblauem Himmel noch keine ausgewiesenen Wolfsgebiete gibt – vorsorglich sucht WikiWolves für den Raum Berchtesgaden Zaunbauerinnen und- bauer. Ebenso im Vogtland, im Erzgebirge, in Brandenburg und nach wie vor im Norden. Fachkenntnisse sind nicht nötig. »Egal ob geländegängige Rentner, Studenten, wetterfeste Städter – alle, die sich körperlich fit fühlen, sind willkommen«, heißt es seitens der Initiative.
Sie empfiehlt das Mitmachen besonders Menschen, die viel im Büro sitzen, denn, so ist auf der WikiWolves-Internetseite zu lesen: »Sie kommen endlich mal an die frische Luft, können durch das Feststampfen von Zaunpfählen ihre Fitness trainieren und haben viel Zeit, über den Sinn des Lebens nachzudenken, wenn sie mit dem Akkubohrer von Zaunpfahl zu Zaunpfahl schlendern.«