Der Osten ist zurück im Oberhaus
22 Jahre nach dem Abstieg des VfB steigt Nachfolger RB Leipzig in die 1. Liga auf
Sieben Jahre nach Klubgründung und dem Beginn in der Oberliga hat RB Leipzig die Bundesliga erreicht. Allen Protesten zum Trotz freuen sich die Leipziger Fans nun auf den FC Bayern und Dortmund. Der Ostfußball ist zurück im Oberhaus. Knapp 22 Jahre nach dem Abstieg des VfB Leipzig wird bald wieder Bundesligafußball im Zentralstadion gespielt. Die Arena mag zwar nicht mehr dieselbe sein und auch nicht mehr so heißen, aber das dürfte den meisten Leipziger Fußballanhängern ziemlich egal sein. Hauptsache, die lange Leidenszeit ist endlich vorbei. Kein Streit mehr zwischen Chemie und Lok in der Oberliga. Am Sonntagnachmittag hat der neue Platzhirsch – oder muss man in diesem Fall Alphabulle sagen? – RB Leipzig durch ein 2:0 gegen den Karlsruher SC den ersehnten Aufstieg in die erste Liga geschafft.
Ersehnt war er zumindest größtenteils in der Messestadt, befürchtet hingegen in weiten Teilen der restlichen Republik. Viele Fans und sonstige Traditionalisten stoßen sich am vielen Geld, das Getränkemagnat Dietrich Mateschitz seit Jahren in den Retortenverein pumpte. Zudem gibt es dort keine Mitspracherechte für Fans, fragwürdige Transfergebaren mit RBPartnerklubs in Salzburg und New York und überhaupt eine gehörige Wettbewerbsverzerrung durch die Aushöhlung der sogenannten 50+1Regel, die im deutschen Fußball den Einfluss von Investoren eigentlich gering halten soll. Leipzig geht seit 2009 regelmäßig an die Grenzen des Erlaubten, das begann schon bei der Namensgebung, die lange Bezeichnung RasenBallsport Leipzig nutzt der Klub selbst fast nie. Es war ohnehin immer nur eine Krücke.
An Proteste durch Anhänger und Spitzenfunktionäre der Kontrahenten haben sich die Akteure des Klubs längst gewöhnt. Von ihren sportlichen Zielen ließen sie sich dabei aber nie ablenken. In sieben Spielzeiten gelangen vier Aufstiege. Und noch soll natürlich nicht Schluss sein. Das hatte Mateschitz bereits 2011 klar formuliert, als RB Salzburg mal wieder in der Qualifikation zur Champions League steckengeblieben war – mittlerweile ist der Klub schon achtmal gescheitert: »Man kann aus Öster- reich heraus nicht Champions League spielen. Dafür müssen wir uns eine der vier großen Ligen aussuchen, wo wir mit dem stärksten Team spielen«, sagte der heute 71-Jährige. Fünf bis acht Jahre gab er den Leipzigern Zeit, bis sie sich in der Bundesligaspitze etablieren sollten. Immerhin ist der Aufstieg fünf Jahre nach dieser Aussage vor den Augen des Zielsetzers im Stadion geglückt.
Ausgerechnet der Schwede Emil Forsberg, der im Trikot von Malmö FF 2014 noch dafür gesorgt hatte, dass RB Salzburg mal wieder kurz vor der Gruppenphase der Champions League ausgeschieden war, traf nun in der 51. Minute gegen den KSC. Marcel Halstenberg erhöhte, begünstigt von einem Fehler des Karlsruher Torhüters Rene Vollath, kurz vor Schluss und schoss sich damit wohl in die Annalen des noch jungen Klubs in der traditionsreichen Fußballstadt Leipzig.
Traditionsverein hin oder her. Was den eigenen Zuschaueranspruch angeht, präsentierte sich RB am Sonntagnachmittag ebenfalls erstklassig. 42 559 Fans kamen ins ausverkaufte Stadion und feuerten ihre Mannschaft bei sommerlichen Temperaturen fast pausenlos an. Als die Leipzi- ger knapp zwei Wochen zuvor auf dem ehrwürdigen Betzenberg spielten, hatten die Kaiserslauterer nur 27 000 Fans anlocken können. Beim Zuschauerschnitt liegen die Leipziger seit Sonntag auf Rang zwei der Liga, nur knapp hinter dem 1. FC Nürnberg, der sich nach seinem 1:0 gegen den FC St. Pauli nun also aufs Relegationsspiel gegen den 16. der 1. Liga vorbereiten kann.
Leipzig hat diesen Aufstieg bis ins Detail durchgeplant. Zehnmal gewann RB mit nur einem Tor Vorsprung. In einen Rausch spielten sich die Leipziger nie. Das Ergebnis stand immer vor dem Erlebnis. Und das, obwohl die Mannschaft mit vielen jungen Spielern bestückt ist. Hatte der Klub in seiner Anfangszeit noch auf Altstars gesetzt, änderte Sportdirektor Ralf Rangnick, der den Klub nun auch als Trainer ins Oberhaus führte, das Konzept und vertraute fortan jungen Talenten.
Die weinten nach dem Abpfiff und sangen mit den Fans »2. Liga, Es war schön. Zeit für uns zu gehn!« Die Party begann mit dem Abpfiff. Nicht die erste im Zentralstadion, und es soll nicht die letzte gewesen sein – auch wenn es leider nicht mehr so heißt.