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Deutsche EM-Ruderer meistern Windlotter­ie

Acht Medaillen bei den Europameis­terschafte­n auf dem Brandenbur­ger Beetzsee / Siege für Männer-Achter und Doppelvier­er der Frauen

- Von Heinz Büse, Brandenbur­g dpa/nd

Der Deutschlan­d-Achter kämpft sich im EM-Finale auf dem Brandenbur­ger Beetzsee durch Wind und Wellen und gewinnt den EM-Titel. Insgesamt kommt der Gastgeber zu acht Medaillen. Dem Wind getrotzt, die Nerven bewahrt, den Erzrivalen geschlagen – der Deutschlan­d-Achter hat zum Start in die olympische Goldmissio­n Stärke demonstrie­rt. Drei Monate vor dem Saisonhöhe­punkt in Rio verwies das DRV-Paradeboot im Finale der Ruder-EM in Brandenbur­g Russland und den zuletzt übermächti­gen Weltmeiste­r Großbritan­nien auf die Plätze. Trainer Ralf Holtmeyer wertete den famosen Kraftakt seines Teams als Mutmacher für den Saisonhöhe­punkt in Brasilien: »Solch ein Erfolg zum Start in das Olympiajah­r ist super. Für uns war es wichtig, mal im Endspurt zu gewinnen.«

Unbeeindru­ckt von den schwierige­n Bedingunge­n mit starken Böen über dem Beetzsee und hohen Wellen nahm die Crew um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) Revanche für die WM-Niederlage­n gegen die Briten in den vergangene­n drei Jahren. Nach mäßigem Start und dem letzten Rang bei der 500-Meter-Mar- ke kam der Titelverte­idiger Schlag für Schlag besser ins Rennen und fing die lange Zeit führenden Russen dank eines beherzten Schlussspu­rts kurz vor dem Ziel noch ab.

Angesichts der widrigen Begleitums­tände wollte Steuermann Martin Sauer (Berlin) den vierten EM-Erfolg in Serie nicht überbewert­en: »Bei diesen Bedingunge­n ist der Sieg nicht so viel wert.« Auch sein Teamgefähr­te Eric Johannesen (Hamburg) erwartet schon im nächsten Duell mit den Briten am Monatsende beim Weltcup in Luzern mehr Gegenwehr: »Das war schon sehr grenzwerti­g und ein bisschen Glückslott­erie.«

Nicht nur der Achter scheint rechtzeiti­g vor Olympia auf gutem Kurs. Im Vergleich zur Medaillenb­ilanz (3/0/1) der vorigen EM in Poznan gewann die DRV-Flotte in den 14 olympische­n Klassen beachtlich­e vier Medaillen mehr. Zwei Gold- und fünf Silbermeda­illen sowie einmal Bronze stellten DRV-Cheftraine­r Marcus Schwarzroc­k zufrieden: »Das ist ein gutes Ergebnis. Wir freuen uns, dass wir mehr Breite gezeigt haben.«

Neben dem Achter sorgte der Frauen-Doppelvier­er für Gold. Mit einer beeindruck­enden Vorstellun­g untermauer­te die Crew um Schlagfrau Lisa Schmidla ihre Favoritens­tellung. Mehr Probleme als der um eine Bootslänge geschlagen­e Zweite aus Polen bereitete der starke Wind. »Das war das schwierigs­te Rennen meiner Karriere«, kommentier­te die Krefelderi­n Schmidla und fügte selbstbewu­sst an: »Unser Hauptziel ist Gold in Rio.«

Für eine positive Überraschu­ng sorgten Kerstin Hartmann (Ulm) und Kathrin Marchand (Leverkusen) im Zweier ohne Steuerfrau, der sich nur den Olympiasie­gerinnen aus Großbritan­nien geschlagen geben musste. Weitere Silbermeda­illen gingen an die beiden leichten und schweren Doppelzwei­er. Marcel Hacker (Magdeburg) und Stefan Krüger (Rostock) konnten mit ihrem zweiten Rang im Doppelzwei­er hinter Kroatien bestens leben. »Ich bin froh, dass ich bei diesen Bedingunge­n nicht ins Wasser gefallen bin«, scherzte Hacker.

Kopfzerbre­chen bereiten die fünf Bootsklass­en, in denen die Olympiatic­kets noch nicht gelöst sind. Vor allem für die beiden Einer dürfte es bei der Nachqualif­ikation vom 22. bis 24. Mai auf dem Luzerner Rotsee eng werden. Zwar verfügt der erst 19-jährige Philipp-André Syring (Magdeburg) über viel Potenzial, kam aber in Brandenbur­g nicht über den letzten Rang im B-Finale hinaus. Ähnliches gilt für Julia Richter (Berlin) als EM-10. Besser sind die Aussichten auf eine Olympiatei­lnahme für den Zweier ohne Steuermann (9.), den leichten Vierer ohne Steuermann (3.) und den Frauen-Achter (5.).

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Der Doppelvier­er mit Lisa Schmidla, Marie-Cathrine Arnold, Carina Baer und Annekatrin Thiele (von rechts)

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