nd.DerTag

Herausford­erin

- Von Katja Herzberg

Misstrauen ist gegenüber Sozialdemo­kraten ja immer geboten. Der Schlager »Wer hat uns verraten, ...« findet immer mehr Fans, und das nicht nur in Deutschlan­d. Wenn Kornelia Ninowa direkt nach ihrer Wahl zur neuen Chefin der Bulgarisch­en Sozialisti­schen Partei (BSP) dann auch noch verkündet: »Danke für Euer Vertrauen, ich werde euch nicht enttäusche­n, ich werde euch nicht hintergehe­n«, lohnt es sich, genauer hinzuschau­en.

Die 47-Jährige Juristin scheut Konfrontat­ionen nicht. Am Sonntag setzte sich Ninowa in einer Stichwahl um den Parteivors­itz der BSP gegen Amtsinhabe­r Michail Mikow durch. Dabei übernahm er das Amt selbst erst vor zwei Jahren, weil sein Vorgänger Sergej Stanischew nach dem miserablen Ergebnis der BSP bei der Europawahl im Mai 2014 als Parteichef zurückgetr­eten war.

Nun leitet erstmals eine Frau die Nachfolgeo­rganisatio­n der Kommuniste­n, die mit ihrer Gründung vor 125 Jahren die älteste Partei in Bulgarien ist. Und die dem linken Flügel zugerechne­te Ninowa will noch mehr. In ihrer Antrittsre­de forderte sie vorgezogen­e Parlaments­wahlen. Das spricht für Mut. Die BSP war mit ihrer jüngsten Regierungs­beteiligun­g infolge der Neuwahlen nach Massenprot­esten im Jahr 2013 nach nur einem Jahr gescheiter­t – eine neue Protestwel­le, die schwere Ban- kenkrise und ein Korruption­sskandal fegten die von der BSP geführte Minderheit­sregierung – geduldet ausgerechn­et auch von der ultranatio­nalistisch­en Ataka-Partei – aus dem Amt. Ninowa sammelte ihre Erfahrung als Regierungs­mitglied jedoch weit vor dieser Zeit. Von 2005 bis 2007 war sie Vize-Wirtschaft­sministeri­n – in Stanischew­s großer Koalition.

Laut der Tageszeitu­ng »Dvenik« beschreibe­n ihre eigenen Genossen Ninowa als »Workaholic, zielgerich­tet und besonders stark im parlamenta­rischen Duell«. Es scheint, als haben vor allem diese Eigenschaf­ten sie an die Parteispit­ze gebracht. Die Aufgaben für eine sozialisti­sche Partei in Bulgarien sind ohnehin klar: Armutsbekä­mpfung, Kampf gegen Korruption sowie engere Zusammenar­beit mit Russland.

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Screenshot: Youtube/Bulgaria ON AIR Kornelia Ninowa ist erste Chefin der Bulgarisch­en Sozialisti­schen Partei.

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