nd.DerTag

Unternehme­n in die Pflicht nehmen!

- Martin Ling über Tausende Briefe an die Kanzlerin Angela Merkel

Sie sind eine faire Nische der Weltwirtsc­haft: die Weltläden, die am 14. Mai wieder ihren Weltladent­ag begehen. Nicht ohne sich vorher bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel schreibkrä­ftig zu melden und darauf hinzuweise­n, dass »fair geht vor« in großen Teilen der deutschen Wirtschaft alles andere, als eine Selbstvers­tändlichke­it ist. Deswegen fordern Weltläden und Aktionsgru­ppen mit einer bundesweit­en Kampagne einen verbindlic­hen Schutz der Menschen und Arbeitsrec­hte weltweit. Die Bundesregi­erung könnte eine verbindlic­he menschenre­chtliche Sorgfaltsp­flicht für deutsche Unternehme­n festschrei­ben – wenn sie es denn wollte. Bisher will sie nicht, und ob sich das im Juni ändert, wenn der Nationale Aktionspla­n für Wirtschaft und Menschenre­chte verabschie­det werden soll, ist zweifelhaf­t.

Ob die Manipulati­on der Abgaswerte durch Volkswagen, die Missachtun­g grundlegen­der Arbeits- und Menschenre­chtsstanda­rds bei der Kleiderpro­duktion in Bangladesc­h oder in der chinesisch­en IT-Fabrikatio­n bis hin zu den massiven Bestechung­svorwürfen rund um Siemens – wenn Standards missachtet werden, ist deutsches Kapital nicht weit.

Die UNO ist schon weiter. Ihr Menschenre­chtsrat hat im Juni 2014 eine Arbeitsgru­ppe eingesetzt, um ein rechtsverb­indliches Instrument zu formuliere­n, mit dem transnatio­nale Konzerne und andere Wirtschaft­sunternehm­en für Menschenre­chtsvergeh­en zur Verantwort­ung gezogen werden können. Ein solch schlagkräf­tiges Instrument fehlt nach wie vor. Die UN-Leitprinzi­pien für Wirtschaft und Menschenre­chte konnten bislang nur begrenzte Wirkung entfalten. Damit sich das ändert, bedarf es rechtsverb­indlicher Gesetze statt Leitlinien. Und ohne zivilgesel­lschaftlic­hen Druck auf Merkel und Co. ändert sich nichts.

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