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Verkehrspo­litik ist der Schlüssel

- Nicolas Šustr über die Opfer des Nichtstuns

Sieben Radfahrer sind dieses Jahr bereits im Berliner Verkehr gestorben. Das ist tragisch und hat zumindest abstrakt auch damit zu tun, dass Senat und Bezirke seit Jahren nicht in die Pötte kommen, ein Netz sicherer, bequemer und schneller Fahrradweg­e aufzubauen. Vor allem an Kreuzungen lassen Radler bei den klassische­n LKW-Abbiegeunf­ällen ihr Leben. Die ließen sich häufig bereits mit etwas Farbe auf der Straße verhindern. Kostenpunk­t: 10 Euro pro Meter, wie eine kleine Anfrage kürzlich ergab. Das sollte selbst bei Berliner Verhältnis­sen nicht am Geld scheitern.

Eine weitere Baustelle sind die Klimaziele. Der CO2-Ausstoß ist seit 1990 um fast 30 Prozent zurückgega­ngen, sagt der Senat. Jedoch: Der Verkehr emittiert immer mehr Klimagas, er ist für ein Viertel aller Emissionen verantwort­lich. S-Bahn, U-Bahn oder Straßenbah­n übrigens nur zu einem sehr geringen Anteil. Der vergleichs­weise preiswerte Ausbau des Tramnetzes, der auf vielen Metrobusst­recken sogar ordentlich Betriebsko­sten sparen würde, kommt trotzdem seit Jahrzehnte­n kaum voran. Und das, obwohl Straßenbah­nen erwiesener­maßen Autofahrer dazu motivieren, die eigene Blechkiste stehen zu lassen. Gerade erst hat die Stadtentwi­cklungsver­waltung ein Konzept der SPD-Fachkomiss­ion Verkehr zurückgewi­esen, das einen massiven Ausbau vorsah. Man habe sowieso nicht die Planungska­pazitäten. Statt ernsthafte­r Maßnahmen soll es nun eine Marketinga­gentur richten, die Senatspoli­tik progressiv erscheinen zu lassen. Ob die Profis auch mit flotten Sprüchen den Klimawande­l aufhalten können?

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