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Deutsche Bahn koppelt Fährhafen Sassnitz ab

Güterumsch­lag im Fährhafen von Mukran seit Jahren rückläufig

- Von Martina Rathke, Sassnitz dpa/nd

Der mittlerwei­le unter »Mukran Port« firmierend­e Fährhafen Sassnitz steckt im Wandel: Die Umschläge gehen seit Jahren zurück. Jetzt will sich die Deutsche Bahn von ihrem Gleisnetz trennen. Die Deutsche Bahn zieht Konsequenz­en aus dem rückläufig­en Bahnverkeh­r im Fährhafen Sassnitz (Mecklenbur­g-Vorpommern) und will sich vom Normalspur­netz trennen. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte, ist die Nutzung der Schienenin­frastruktu­r aufgrund diverser Veränderun­gen der vergangene­n Jahre stark zurückgega­ngen. Als Grund für den Einbruch nannte die Bahn die Verlegung der Güterverke­hre der Reederei Stena Line nach Rostock und den weiterhin sehr geringen Fährverkeh­r über Breitspur zwischen Russland und Deutschlan­d.

Konkret sucht die Deutsche Bahn einen neuen Betreiber für das Normalspur­netz mit 130 Hektar Land und 48 Kilometern Gleisen im Osten der Insel Rügen. Vor fünf Jahren hatte sie sich bereits vom dortigen Breitspurn­etz getrennt. Das übernahm der Fährhafen. 2013 gingen die entspreche­nden Anlagen und Grund- Abgestellt­e stücke an den Hafen über. Der nun angestrebt­e Verkauf der Normalspur­infrastruk­tur von DB Netz an den Fährhafen kommt für das Schweriner Verkehrsmi­nisterium »nicht überrasche­nd«. Unstrittig sei, dass die zu DDR-Zeiten aus politische­n Gründen errichtete­n Bahnanlage­n für heutige Verhältnis­se überdimens­ioniert seien und in dem Umfang nicht wirtschaft­lich betrieben werden könnten, sagte ein Sprecher.

Entgegen dem Landestren­d ist der Umschlag im Fährhafen Sassnitz, der inzwischen unter dem Namen »Mukran Port« firmiert, seit Jahren rückläufig. Längst versucht sich der Hafen, der vor 30 Jahren mit seinen 27 Kilometer langen russischen Breitspurg­leisen als logistisch­er Brückenkop­f in die Sowjetunio­n eröffnet wurde, als Wirtschaft­sstandort an der Kaikante und als Basis für Offshore-Windparks zu profiliere­n, um damit Umschlagse­inbrüche zu kompensier­en.

Nach Angaben des Fährhafens wurden 2005 noch Güter von rund 70 000 Eisenbahnw­aggons umgeschlag­en. Im vergangene­n Jahr waren es noch 1500 Waggons. Auch der Gesamtumsc­hlag im Hafen ist stark rückläufig – von rund fünf Millionen Tonnen Güter im Jahr 2005 auf knapp 1,6 Millionen Tonnen in 2015. Als Grund dafür gilt die weiterhin schwierige Anbindung an das Festland über die Straße – trotz des Neubaus der dreispurig­en Bundesstra­ße 96n auf der Insel Rügen. Der Hafen im polnischen Świnoujści­e macht Sassnitz zunehmend Konkurrenz.

Eine intensiver­e Nutzung der heutigen Schienenin­frastruktu­r ist für die DB Netz AG in absehbarer Zeit nicht erkennbar, teilte nun die Deutsche Bahn der dpa mit. Zwischen Fährhafen – eine Gesellscha­ft der Stadt Sassnitz (90 Prozent) und des Landes (zehn Prozent) – und der Deutschen Bahn laufen bereits Gespräche zur Übernahme. Der Verkauf des Normalspur­bahnhofes und die Übergabe der Betriebsfü­hrung könnten nach Angaben der Deutschen Bahn 2016/2017 erfolgen.

Der Fährhafen Sassnitz-Mukran inklusive Bahnhof wurde 1986 in Betrieb genommen, um vor allem den Transit über das politisch unsichere Polen zu umgehen. Nach Inbetriebn­ahme der Eisenbahnf­ährverbind­ung pendelten zwischen 1986 und 1989 insgesamt fünf Fährschiff­e mit einer Kapazität von je 103 Breitspure­isenbahnwa­ggons zwischen Klaipeda und Mukran.

Nach Angaben des Fährhafens sind durch Wirtschaft­sansiedlun­gen auf dem Gelände inzwischen rund 600 Arbeitsplä­tze entstanden. Für die Windparks »Wikinger« und »Arkona« vor Rügen rechnet der Hafen mit jeweils 100 bis 150 Arbeitsplä­tzen. Die von der Bahn übernommen­en Flächen sollen teilweise als Industrieg­ebiet für weitere Ansiedlung­en hergericht­et werden.

Der Hafen im polnischen Świnoujści­e macht Sassnitz immer mehr Konkurrenz.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Dieseloks aus UdSSR-Produktion im Hafen Murkan

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