Kaum Teenager – und schon Sanierungsfall
Das neue Erfurter Theater braucht Millioneninvestitionen, auch andere Thüringer Häuser haben bauliche Probleme
Ob altes Residenztheater wie in Altenburg oder neues Opernhaus wie in Erfurt: Auch an den Thüringer Theatern muss immer etwas saniert oder modernisiert werden. Häufig fehlt dafür aber das Geld. In Thüringen müssen etliche Theater dringend saniert werden, um künftig einen reibungslosen Spielbetrieb garantieren zu können. Das Kulturministerium geht derzeit für die kommenden Jahre von Gesamtinvestitionen in Höhe von knapp 63,7 Millionen Euro aus. Es stünden Generalsanierungen in Weimar, Altenburg und Nordhausen an, sagte Maria-Theresa Meißner von der Staatskanzlei kürzlich in einer dpa-Umfrage.
Während es für das Deutsche Nationaltheater Bewilligungen gebe, sei die Finanzierung für Haupthaus und Verwaltungsgebäude in Altenburg von insgesamt zwölf Millionen Euro ab 2017 noch offen. 2017 soll auch die Generalsanierung des Volkshauses Jena für die Philharmonie beginnen. Geschätzte Kosten: 12,5 Millionen Euro.
Kommunen und Land hätten in den vergangenen 25 Jahren erhebliche Mittel in die Bausubstanz und Ertüchtigung der Thüringer Häuser investiert, heißt es in dem Reform- und Strukturentwurf der Staatskanzlei vom Herbst. Ein vergleichbares Engagement werde auch in den kommenden Jahren erforderlich sein, um alle produzierenden Standorte erhalten zu können. Laut Staatskanzlei ist ab 2017 auch die Generalsanierung des Theaters Nordhausen geplant: Kostenpunkt 17,2 Millionen Euro, davon mindestens 5,7 Millionen Euro vom Land.
Die Leitung des Theaters Nordhausen/Loh-Orchesters Sondershausen schätzt den Finanzbedarf für Sanierungen insgesamt auf rund 25 bis 30 Millionen Euro. Unter anderem müsse die größtenteils noch aus dem Jahr 1917 stammende Bühnenmaschinerie dringend erneuert werden. Auch in die Werkstätten und Magazingebäude müsse investiert werden, sagte Sprecherin Birgit Susemihl. Der- zeit könne der Betrieb »nur mit erhöhtem körperlichen und personellen Einsatz« aufrecht erhalten werden.
Die Erfurter Theatersprecherin Alexandra Kehr sagte: »In der Vergangenheit wurden notwendige Sanierungen immer wieder aufgeschoben, es wurde immer nur reagiert.« Vorstellungen mussten wegen der baulichen Probleme zwar bisher nicht ausfallen, Probleme gebe es aber fast überall.
Allein im erst 2003 bezogenen neuen Erfurter Theater sind laut Kehr umfangreiche Sanierungen an Bühnenmaschinerie, Tontechnik, Bühnenbeleuchtung und dem Bühnenboden unumgänglich. Für Werterhaltung seien in den nächsten vier Jahren rund 3,6 Millionen Euro nötig, hinzu kämen dringend nötige Investitionskosten von rund 5,1 Millionen Euro. Für 2016 stünden dem Theater hingegen nur 470 000 Euro für Reparaturen und 200 000 Euro für Investitionen – unter anderem für die Sicherheit der Anlagen – zur Verfügung. »Wenn die ak- tuellen Probleme nicht bis 2020 behoben sind, droht eine deutliche Einschränkung des Spielbetriebs«, sagte Kehr. Doch auch von anderer Seite könnten ständig Probleme drohen: Erst kürzlich habe eine Havarie der Abwasserleitung des erst 13 Jahre alten Gebäudes auf nötige Reparaturen hingewiesen. Die Kosten dafür sowie für zusätzliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz seien bisher unbekannt.
In Gera müssten das komplette Puppentheater, das Werkstattgebäude sowie die Lüftungsanlagen und der Schallschutz im Konzertsaal saniert werden, sagte eine Sprecherin. Gebraucht werde zudem ein zentrales Funktionsgebäude. Für keine der Vorhaben gebe es bislang feste Planungen oder Finanzierungen. In Altenburg wird den Angaben zufolge die Bühnenmaschinerie bis 2019 für etwa 7,1 Millionen Euro erneuert. Nötig seien zudem Arbeiten am Heizhaus, am Senckendorffschen Palais und Verwaltungsgebäuden in Höhe von rund 4,5 Millionen. Am Deutschen Nationaltheater Weimar wird derzeit der Orchestergraben mit Geld aus dem Fluthilfefonds saniert und erweitert. Dennoch seien auch dort noch einige Baustellen übrig, sagte Sprecherin Susanne Leine. Als Probleme nannte sie unter anderem Barrierefreiheit, Akustik und Energieeffizienz des Zuschauerraums im Großen Haus. Die Redoute, das ehemalige russische Offizierskasino, fungiert derzeit als Interimsspielstätte und soll danach Probensaal werden. Im Grunde unsaniert sei die Spielstätte im denkmalgeschützten E-Werk, das auf lan- ge Sicht für das Theater nicht nutzbar sei.
Nach der großen Generalsanierung zwischen 2008 und 2011 stehe das Meininger Theater baulich prinzipiell gut da, sagte Intendant Ansgar Haag. Allerdings seien für die Erhaltung jährlich etwa 160 000 Euro nötig. Tatsächlich erhalte das Theater nur etwa 100 000 Euro. Im Theater Eisenach sollen 2017 für 600 000 Euro Fenster saniert werden.
Mitten in der Sanierung steckt derzeit das Landestheater Rudolstadt. Für insgesamt neun Millionen Euro wird das vom Hochwasser 2013 in Mitleidenschaft gezogene Gebäude samt Theatervorplatz renoviert. Das Geld kommt aus dem Hochwasserschutzprogramm von Land und Bund. Ab dem 1. Januar zieht das Schauspiel für zwei Spielzeiten in das Stadthaus um. »Wir hoffen sehr, dass am Ende des Geldes nicht noch viele Bauarbeiten übrig sein werden«, sagte Verwaltungsdirektor Mathias Moersch.
Am Deutschen Nationaltheater wird derzeit der Orchestergraben mit Geld aus dem Fluthilfefonds saniert.