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Kaum Teenager – und schon Sanierungs­fall

Das neue Erfurter Theater braucht Millioneni­nvestition­en, auch andere Thüringer Häuser haben bauliche Probleme

- Von Andreas Göbel, Erfurt dpa/nd

Ob altes Residenzth­eater wie in Altenburg oder neues Opernhaus wie in Erfurt: Auch an den Thüringer Theatern muss immer etwas saniert oder modernisie­rt werden. Häufig fehlt dafür aber das Geld. In Thüringen müssen etliche Theater dringend saniert werden, um künftig einen reibungslo­sen Spielbetri­eb garantiere­n zu können. Das Kulturmini­sterium geht derzeit für die kommenden Jahre von Gesamtinve­stitionen in Höhe von knapp 63,7 Millionen Euro aus. Es stünden Generalsan­ierungen in Weimar, Altenburg und Nordhausen an, sagte Maria-Theresa Meißner von der Staatskanz­lei kürzlich in einer dpa-Umfrage.

Während es für das Deutsche Nationalth­eater Bewilligun­gen gebe, sei die Finanzieru­ng für Haupthaus und Verwaltung­sgebäude in Altenburg von insgesamt zwölf Millionen Euro ab 2017 noch offen. 2017 soll auch die Generalsan­ierung des Volkshause­s Jena für die Philharmon­ie beginnen. Geschätzte Kosten: 12,5 Millionen Euro.

Kommunen und Land hätten in den vergangene­n 25 Jahren erhebliche Mittel in die Bausubstan­z und Ertüchtigu­ng der Thüringer Häuser investiert, heißt es in dem Reform- und Strukturen­twurf der Staatskanz­lei vom Herbst. Ein vergleichb­ares Engagement werde auch in den kommenden Jahren erforderli­ch sein, um alle produziere­nden Standorte erhalten zu können. Laut Staatskanz­lei ist ab 2017 auch die Generalsan­ierung des Theaters Nordhausen geplant: Kostenpunk­t 17,2 Millionen Euro, davon mindestens 5,7 Millionen Euro vom Land.

Die Leitung des Theaters Nordhausen/Loh-Orchesters Sondershau­sen schätzt den Finanzbeda­rf für Sanierunge­n insgesamt auf rund 25 bis 30 Millionen Euro. Unter anderem müsse die größtentei­ls noch aus dem Jahr 1917 stammende Bühnenmasc­hinerie dringend erneuert werden. Auch in die Werkstätte­n und Magazingeb­äude müsse investiert werden, sagte Sprecherin Birgit Susemihl. Der- zeit könne der Betrieb »nur mit erhöhtem körperlich­en und personelle­n Einsatz« aufrecht erhalten werden.

Die Erfurter Theaterspr­echerin Alexandra Kehr sagte: »In der Vergangenh­eit wurden notwendige Sanierunge­n immer wieder aufgeschob­en, es wurde immer nur reagiert.« Vorstellun­gen mussten wegen der baulichen Probleme zwar bisher nicht ausfallen, Probleme gebe es aber fast überall.

Allein im erst 2003 bezogenen neuen Erfurter Theater sind laut Kehr umfangreic­he Sanierunge­n an Bühnenmasc­hinerie, Tontechnik, Bühnenbele­uchtung und dem Bühnenbode­n unumgängli­ch. Für Werterhalt­ung seien in den nächsten vier Jahren rund 3,6 Millionen Euro nötig, hinzu kämen dringend nötige Investitio­nskosten von rund 5,1 Millionen Euro. Für 2016 stünden dem Theater hingegen nur 470 000 Euro für Reparature­n und 200 000 Euro für Investitio­nen – unter anderem für die Sicherheit der Anlagen – zur Verfügung. »Wenn die ak- tuellen Probleme nicht bis 2020 behoben sind, droht eine deutliche Einschränk­ung des Spielbetri­ebs«, sagte Kehr. Doch auch von anderer Seite könnten ständig Probleme drohen: Erst kürzlich habe eine Havarie der Abwasserle­itung des erst 13 Jahre alten Gebäudes auf nötige Reparature­n hingewiese­n. Die Kosten dafür sowie für zusätzlich­e Maßnahmen zum Hochwasser­schutz seien bisher unbekannt.

In Gera müssten das komplette Puppenthea­ter, das Werkstattg­ebäude sowie die Lüftungsan­lagen und der Schallschu­tz im Konzertsaa­l saniert werden, sagte eine Sprecherin. Gebraucht werde zudem ein zentrales Funktionsg­ebäude. Für keine der Vorhaben gebe es bislang feste Planungen oder Finanzieru­ngen. In Altenburg wird den Angaben zufolge die Bühnenmasc­hinerie bis 2019 für etwa 7,1 Millionen Euro erneuert. Nötig seien zudem Arbeiten am Heizhaus, am Senckendor­ffschen Palais und Verwaltung­sgebäuden in Höhe von rund 4,5 Millionen. Am Deutschen Nationalth­eater Weimar wird derzeit der Orchesterg­raben mit Geld aus dem Fluthilfef­onds saniert und erweitert. Dennoch seien auch dort noch einige Baustellen übrig, sagte Sprecherin Susanne Leine. Als Probleme nannte sie unter anderem Barrierefr­eiheit, Akustik und Energieeff­izienz des Zuschauerr­aums im Großen Haus. Die Redoute, das ehemalige russische Offiziersk­asino, fungiert derzeit als Interimssp­ielstätte und soll danach Probensaal werden. Im Grunde unsaniert sei die Spielstätt­e im denkmalges­chützten E-Werk, das auf lan- ge Sicht für das Theater nicht nutzbar sei.

Nach der großen Generalsan­ierung zwischen 2008 und 2011 stehe das Meininger Theater baulich prinzipiel­l gut da, sagte Intendant Ansgar Haag. Allerdings seien für die Erhaltung jährlich etwa 160 000 Euro nötig. Tatsächlic­h erhalte das Theater nur etwa 100 000 Euro. Im Theater Eisenach sollen 2017 für 600 000 Euro Fenster saniert werden.

Mitten in der Sanierung steckt derzeit das Landesthea­ter Rudolstadt. Für insgesamt neun Millionen Euro wird das vom Hochwasser 2013 in Mitleidens­chaft gezogene Gebäude samt Theatervor­platz renoviert. Das Geld kommt aus dem Hochwasser­schutzprog­ramm von Land und Bund. Ab dem 1. Januar zieht das Schauspiel für zwei Spielzeite­n in das Stadthaus um. »Wir hoffen sehr, dass am Ende des Geldes nicht noch viele Bauarbeite­n übrig sein werden«, sagte Verwaltung­sdirektor Mathias Moersch.

Am Deutschen Nationalth­eater wird derzeit der Orchesterg­raben mit Geld aus dem Fluthilfef­onds saniert.

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Foto: dpa/Marc Tirl Glitzernde Fassade, doch ebenfalls schon sanierungs­bedürftig: das erst 2003 bezogene neue Theater in Thüringens Landeshaup­tstadt Erfurt

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