Das Erbe des Michel Platini
Nach dem Rücktritt des Präsidenten deutet bei der UEFA kaum etwas auf die notwendigen Reformen hin
Nach dem gescheiterten Einspruch beim CAS bleibt Michel Platini gesperrt – und tritt als UEFA-Präsident zurück. Er hinterlässt einen Verband, der an die FIFA unter Joseph Blatter erinnert. Am deutlichsten wurde am Montagvormittag Noël Le Graët. »Die UEFA ist am Ende«, äußerte sich der Präsident des französischen Fußballverbandes FFF bestürzt. Nur wenige Stunden zuvor hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS den Einspruch von Michel Platini gegen seine sechsjährige Sperre durch die Ethikkommission des Weltverbandes FIFA abgeschmettert. Danach trat der Franzose als Präsident des europäischen Fußballverbandes zurück.
Wie kann ein so groß und professionell aufgestellter Verband, der mit der Champions League – dem weltweit wichtigsten Wettbewerb im Klubfußball – und der Europameisterschaft enorme Kapitalströme in Gang setzt und verwaltet, am Schicksal einer Person hängen? Landsmännische Verbundenheit des Franzosen Le Graët zum tief gefallenen Platini erklärt ein solch drastisches Urteil nicht. Zumal der 74-jährige FFF-Boss als ehemaliger Politiker und Bürgermeister von Guingamp in achtsamer Rhetorik geübt sein sollte. Wenn auch unfreiwillig: Le Graëts Worte zeugen von kaum vorhandenem Unrechtsbewusstsein und einer weiterhin stark ausgeprägten Abneigung gegenüber notwendigen Veränderungen.
Trotz laufender Ermittlungen durch die Schweizer Bundesanwaltschaft und verhängter Strafen durch die FIFA-Ethikkommission hielt die UEFA bis zuletzt stur an ihrem Präsidenten fest. Trotz der festgestellten Schuld, dass die 1,8 Millionen Euro, die Michel Platini im Jahr 2011 von Jospeh Blatter für dessen vierjährige Dienste als Berater bekam, gegen den Ethik-Code des Weltverbandes verstoßen: Annahme und Gewährung von Geschenken und sonstigen Vorteilen, Interessenkonflikte im Amt und Verletzung der Loyalitätspflicht, urteilte die FIFA-Kommission am 21. Dezember 2015. Beide wurden für jeweils acht Jahre gesperrt. »Extrem enttäuscht«, sei die UEFA, ließ sie damals mitteilen. Daran änderte auch die Reduzierung auf sechs Jahre nach dem verhandelten Einspruch nichts.
Außer der Behauptung, dass es sich um einen mündlichen Vertrag gehandelt habe, konnten weder Blatter noch Platini Beweise für die Rechtmäßigkeit der Zahlung vorlegen. Somit steht auch weiterhin der Verdacht im Raum, dass die Millionensumme – neun Jahre nach Ablauf von Platinis Beratertätigkeit gezahlt – als Entschädigung für dessen Verzicht auf den FIFA-Thron und der damit einhergehenden Unterstützung Blatters für eine weitere Amtszeit als Präsident gegolten haben könnte.
Der CAS begründete sein Urteil am Montag wie folgt: »Die Sperre von Herrn Platini ist von sechs auf vier Jahre verkürzt und zudem die Geldstrafe von 80 000 auf 60 000 Schweizer Franken reduziert worden. Das Schiedsgericht hat von einem Vertrag zwischen Michel Platini und der FIFA Kenntnis, der 1999 unterzeichnet wurde und ein jährliches Gehalt von 300 000 Franken garantierte. Dieser Vertrag wurde 2002 beendet, als Platini Mitglied im Exekutivkomitee der FIFA wurde. Am 1. Febru- ar 2011, also vier Monate vor den Präsidentenwahlen bei der FIFA, zahlte die FIFA zwei Millionen Franken an Platini. Dieser erklärte die Zahlung als verspätete Zahlung bezüglich einer Abmachung, die er mit Joseph S. Blatter mündlich getroffen hatte. Das Gericht war von der Legitimität einer solchen Abmachung aber nicht überzeugt.«
Wenn es in den vergangenen Jahren um Skandale im Weltfußball ging, genoss die UEFA das Schattendasein unter dem mächtigen und mächtig korrupten Weltverband. Beim europäischen Kontinentalverband unter Michel Platini halten sich Bestechung und Korruption bislang nur als hartnäckige Gerüchte. Wie jenes: Der Franzose wurde 2007 durch die Stimmen vieler osteuropäischer Verbände erstmals UEFA-Präsident. Nur wenige Monate danach wurde die EM 2012 durchaus überraschend an Polen und die Ukraine vergeben.
Aber schon die personelle Verquickung beider Verbände lässt erahnen, wie die UEFA noch heute funktioniert. Nimmt man die aktuell entscheidenden Personen, erinnert sie sehr an die alte FIFA unter Jospeh Blatter. Vizepräsident Angel Maria Villar Llona führt derzeit stellvertretend die Geschäfte. Vor der Verhandlung am Internationalen Sportgerichtshof sagte er: »Ich hoffe und wünsche mir, dass Michel in einigen Tagen wieder unter uns sein kann.«
Recht deutlich schwingt da der Klang der »Fußballfamilie« à la Blatter mit. Der 65-jährige Spanier ist ja auch ein Teil dieser: Im vergangenen November wurde Angel Maria Villar Llona zu einer Geldstrafe in Höhe von 25 000 Schweizer Franken verurteilt. Die Ethikkommission des Weltverbandes ahndete ein »Fehlverhalten« des doppelten Exekutivkomiteemitglieds (FIFA und UEFA) bei den WMVergaben an Russland und Katar. Nur weil er nach anfänglicher Weigerung letztlich doch kooperiert habe, wurde er nicht gesperrt.
»Der DFB wird in den kommenden Tagen mit den europäischen Verbänden und Wolfgang Niersbach als deutschem Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee darüber beraten, wer als neuer Präsident des europäischen Verbandes in Frage kommt«, sagte Reinhard Grindel. Es ist traurig, aber der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes meint diese Worte ernst. Gegen Wolfgang Niersbach ermittelt die FIFA-Ethikkommission. Weil in mehreren Ländern die Staatsanwaltschaft wegen Unregelmäßigkeiten rund um die WM 2006 in Deutschland ermitteln, musste er als DFB-Präsident zurücktreten. Dennoch darf er in den Exekutivkomitees von FIFA und UEFA weiterhin den Lauf des Weltfußballs lenken – und mitentscheiden, wer als neuer Präsident der UEFA in Frage kommt.
Nicht nur Größenwahnsinniges, wie die im Sommer anstehende EM mit erstmals 24 Mannschaften oder die in vier Jahren, ausgetragen in gleich 13 Ländern, ist Platinis Erbe. Sondern auch ein kleiner, eng miteinander verbundener Machtzirkel, der anscheinend nicht bereit ist, sich zu öffnen. »Das Exekutivkomitee wird die weiteren Schritte diskutieren«, hieß es am Montag kurz und trocken aus der Verbandszentrale. Da kann man fast hoffen, dass die Worte von Noël Le Graët vom Ende der UEFA bald Realität werden.
Katrin Holtwick und Ilka Semmler haben beim Welttour-Turnier in Sotschi Platz drei belegt. Sie schlugen am Sonntag die Italienerinnen Marta Megatti und Orsi Toth 2:1.
Dennis Schröder ist in der NBA mit den Atlanta Hawks im Viertelfinale an den Cleveland Cavaliers gescheitert. Das Team des deutschen Basketballnationalspielers verlor am Sonntag auch Spiel vier mit 99:100 und schied in der best-of-seven-Serie sieglos aus. Schröder war mit 21 Punkten bester Werfer seiner Mannschaft. Novak Djokovic hat sich mit seinem 29. Masterstitel als Favorit für die French Open in Stellung gebracht. Der serbische Tennisspieler gewann im Finale von Madrid gegen den Schotten Andy Murray 6:2, 3:6, 6:3. Die Rhein-Neckar Löwen müssen nach einer 20:24-Niederlage am Sonntag bei den Berliner Füchsen um ihren ersten Meistertitel in der Handball-Bundesliga bangen. Die Mannheimer liegen nach der erst vierten Saisonniederlage nur noch zwei Punkte vor dem THW Kiel, der zudem eine Partie weniger gespielt hat. Die Beachvolleyballerinnen