nd.DerTag

Wahlsieg mit Gossenspra­che

Rodrigo Duterte wird neuer Präsident der Philippine­n

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Manila. Nach seinem mit Entgleisun­gen und Beleidigun­gen gespickten Wahlkampf hat der Sieger der philippini­schen Präsidente­nwahl vorerst leisere Töne angeschlag­en. »Ich nehme das Mandat der Wähler mit extremer Demut an«, sagte der Bürgermeis­ter von Davao, Rodrigo Duterte, in der Nacht zum Dienstag. »Ich strecke meinen Gegnern die Hand zur Versöhnung entgegen.«

In seiner Heimatstad­t Davao wurde der seit fast 30 Jahren amtierende Bürgermeis­ter schon lan- ge als Held gefeiert. Am Dienstag rollten die Angestellt­en der zweitgrößt­en Stadt Siegerplak­ate aus. »Danke! Lang leben die Philippine­n!«, stand darauf, neben einem Foto, auf dem der 71-Jährige nicht wie üblich mit erhobener Faust, sondern fast nachdenkli­ch und staatsmänn­isch dreinschau­te.

Duterte lag nach einer inoffiziel­len Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit gut 38 Prozent uneinholba­r vor seinen engsten Verfolger. Ex-Innenminis­ter Mar Roxas und Senatorin Grace Poe räumten ihre Niederlage ein. Duterte tritt das Amt am 30. Juni an. Er hat den mehr als 100 Millionen Philippine­rn versproche­n, in sechs Monaten mit Kriminalit­ät, Drogenprob­lemen, Korruption Schluss zu machen, notfalls mit drastische­n Mitteln. Kriminelle werde er den Fischen in der Bucht von Manila zum Fraß vorwerfen, kündigte der Jurist an.

Er bediente sich einer Gossenspra­che, beleidigte Diplomaten, witzelte über eine vergewalti­gte und ermordete australisc­he Missionari­n und prahlte mit seiner Potenz. Trotzdem zeigten Analysen, dass er überdurchs­chnittlich gut bei den gehobenen Einkommens­klassen ankam. »Das Duterte-Phänomen ist keine Revolte der Armen«, meinte Julio Teehankee von der La Salle-Universitä­t. »Das ist wütender Protest, der vor allem die einigermaß­en Erfolgreic­hen ergriffen hat.«.

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Foto: AFP/Noel Celis Sieger Duterte

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