Gasag begeistert die Eigentümer
2015 weniger Einnahmen, aber mehr Gewinn als im Vorjahr / Rekommunalisierung nicht in Sicht
Der ehemals landeseigene Gasversorger begeistert die Anteilseigner wegen seiner Gewinne, sagt die Chefin. Senatspläne sorgen hingegen für Unruhe. »Es gibt Gespräche und Begehrlichkeiten«, sagt Gasag-Vorstandschefin Vera Gäde-Butzlaff am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz über mögliche Veränderungen in der Eigentümerstruktur der Gaswerke. »Es scheint aber keine aktuellen Verkaufsabsichten zu geben.« Anteilseigner sind zu 37 Prozent der Düsseldorfer Energiekonzern E.on und zu je 31,5 Prozent das schwedische Staatsunternehmen Vattenfall sowie die französische Engie.
Überlegungen zum Verkauf sind aufgekommen, nachdem der Senat und E.on im April eine enge Kooperation beim Gasnetz angekündigt hatten. Die zwei anderen Gasag-Eigner sind jedoch über einen unkündbaren Konsortialvertrag verbunden. Das macht mögliche Änderungen zumindest sehr kompliziert.
Nach wie vor befindet sich die Gasag im Rechtsstreit mit dem Land über die Konzessionsvergabe für das Gasnetz. Es geht um die Frage, ob das Angebot der landeseigenen »Berlin Energie« überhaupt einbezogen werden kann. Der anhängige Prozess kann erst nach Abschluss eines verbundenen Verfahrens vor dem Bun- desgerichtshof weitergeführt werden. Dort wird im Sommer ein Urteil erwartet.
Zufrieden zeigt sich die Gasag mit dem Gewinn. 2015 wurden 44 Millionen Euro Überschuss erzielt gegenüber 32 Millionen Euro 2014. Einerseits seien dafür Einsparungen bei externen Vergaben verantwortlich, sagte Finanzvorstand Jürgen Schmidberger. Andererseits konnten auch Rückstellungen aufgelöst werden, weil die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) die Betriebsrentenverpflichtungen neu bewertet hat. Die Einnahmen seien von 1,099 Milliarden Euro 2014 auf 1,055 Milliarden Euro 2015 gesunken.
Rund 64 Millionen Euro erlöste die Gasag mit dem seit einigen Jahren im Aufbau befindlichen Stromgeschäft. Konzernweit zählt die Gasag 100 000 Stromkunden, in Berlin beziehen 55 000 Kunden größtenteils angekauften Ökostrom. »Der Ökostrom aus eigener Erzeugung ist noch eine kleine Pflanze«, sagt Gäde-Butzlaff. Man sei jedoch in Verhandlungen über den Ankauf eines Windparks südlich der Hauptstadt. Künftig sollen auch eigene Windanlagen errichtet werden.
Eine »Seitwärtsbewegung«, also Stagnation prägt das Gasgeschäft. Einer der Negativeinflüsse war das milde Klima im Vorjahr. Mit 10,7 Grad Durchschnittstemperatur lag 2015 über dem langjährigen Mittel. Die Zahl der Gaskunden konnte allerdings gehalten werden.
Mit 80 Millionen Euro überdurchschnittlich viel wurde in das von der Tochterfirma »Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg« betriebene Gasnetz investiert. Das habe vor allem damit zu tun, dass 2015 ein sogenanntes »Fotojahr« der Bundesnetzagentur war, sagt Schmidberger. Auf Basis dieser Ausgaben, die etwa ein Viertel höher als in normalen Jahren lagen, berechnet die Agentur die zulässigen Entgelte.
Die niedrigen Ölpreise sorgen dafür, dass sich weniger Hauseigentümer für den Ersatz von Öl- durch Gasheizungen entschließen, die Gasag rechnet nur noch mit 4800 statt ursprünglich 5100 Neuanschlüssen. Rund 20 Prozent der Berliner Heizungsanlagen werden mit Öl befeuert. Gäde-Butzlaff hält das für einen unguten Trend: »Die Energiewende muss eine Wärmewende sein, wenn man schnell etwas erreichen will.« Ölheizung stoßen im Vergleich bei gleicher Wärmeleistung zwölf Prozent mehr CO2 aus.
»In das Gasnetz könnte künftig auch durch überschüssigen Ökostrom erzeugter Brennstoff eingespeist werden«, sagt LINKEN-Energieexperte Harald Wolf. Das spreche klar für einen integrierten Betrieb aller Energienetze in kommunaler Hand.