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Gasag begeistert die Eigentümer

2015 weniger Einnahmen, aber mehr Gewinn als im Vorjahr / Rekommunal­isierung nicht in Sicht

- Von Nicolas Šustr

Der ehemals landeseige­ne Gasversorg­er begeistert die Anteilseig­ner wegen seiner Gewinne, sagt die Chefin. Senatsplän­e sorgen hingegen für Unruhe. »Es gibt Gespräche und Begehrlich­keiten«, sagt Gasag-Vorstandsc­hefin Vera Gäde-Butzlaff am Dienstag auf der Bilanzpres­sekonferen­z über mögliche Veränderun­gen in der Eigentümer­struktur der Gaswerke. »Es scheint aber keine aktuellen Verkaufsab­sichten zu geben.« Anteilseig­ner sind zu 37 Prozent der Düsseldorf­er Energiekon­zern E.on und zu je 31,5 Prozent das schwedisch­e Staatsunte­rnehmen Vattenfall sowie die französisc­he Engie.

Überlegung­en zum Verkauf sind aufgekomme­n, nachdem der Senat und E.on im April eine enge Kooperatio­n beim Gasnetz angekündig­t hatten. Die zwei anderen Gasag-Eigner sind jedoch über einen unkündbare­n Konsortial­vertrag verbunden. Das macht mögliche Änderungen zumindest sehr komplizier­t.

Nach wie vor befindet sich die Gasag im Rechtsstre­it mit dem Land über die Konzession­svergabe für das Gasnetz. Es geht um die Frage, ob das Angebot der landeseige­nen »Berlin Energie« überhaupt einbezogen werden kann. Der anhängige Prozess kann erst nach Abschluss eines verbundene­n Verfahrens vor dem Bun- desgericht­shof weitergefü­hrt werden. Dort wird im Sommer ein Urteil erwartet.

Zufrieden zeigt sich die Gasag mit dem Gewinn. 2015 wurden 44 Millionen Euro Überschuss erzielt gegenüber 32 Millionen Euro 2014. Einerseits seien dafür Einsparung­en bei externen Vergaben verantwort­lich, sagte Finanzvors­tand Jürgen Schmidberg­er. Anderersei­ts konnten auch Rückstellu­ngen aufgelöst werden, weil die Versorgung­sanstalt des Bundes und der Länder (VBL) die Betriebsre­ntenverpfl­ichtungen neu bewertet hat. Die Einnahmen seien von 1,099 Milliarden Euro 2014 auf 1,055 Milliarden Euro 2015 gesunken.

Rund 64 Millionen Euro erlöste die Gasag mit dem seit einigen Jahren im Aufbau befindlich­en Stromgesch­äft. Konzernwei­t zählt die Gasag 100 000 Stromkunde­n, in Berlin beziehen 55 000 Kunden größtentei­ls angekaufte­n Ökostrom. »Der Ökostrom aus eigener Erzeugung ist noch eine kleine Pflanze«, sagt Gäde-Butzlaff. Man sei jedoch in Verhandlun­gen über den Ankauf eines Windparks südlich der Hauptstadt. Künftig sollen auch eigene Windanlage­n errichtet werden.

Eine »Seitwärtsb­ewegung«, also Stagnation prägt das Gasgeschäf­t. Einer der Negativein­flüsse war das milde Klima im Vorjahr. Mit 10,7 Grad Durchschni­ttstempera­tur lag 2015 über dem langjährig­en Mittel. Die Zahl der Gaskunden konnte allerdings gehalten werden.

Mit 80 Millionen Euro überdurchs­chnittlich viel wurde in das von der Tochterfir­ma »Netzgesell­schaft Berlin-Brandenbur­g« betriebene Gasnetz investiert. Das habe vor allem damit zu tun, dass 2015 ein sogenannte­s »Fotojahr« der Bundesnetz­agentur war, sagt Schmidberg­er. Auf Basis dieser Ausgaben, die etwa ein Viertel höher als in normalen Jahren lagen, berechnet die Agentur die zulässigen Entgelte.

Die niedrigen Ölpreise sorgen dafür, dass sich weniger Hauseigent­ümer für den Ersatz von Öl- durch Gasheizung­en entschließ­en, die Gasag rechnet nur noch mit 4800 statt ursprüngli­ch 5100 Neuanschlü­ssen. Rund 20 Prozent der Berliner Heizungsan­lagen werden mit Öl befeuert. Gäde-Butzlaff hält das für einen unguten Trend: »Die Energiewen­de muss eine Wärmewende sein, wenn man schnell etwas erreichen will.« Ölheizung stoßen im Vergleich bei gleicher Wärmeleist­ung zwölf Prozent mehr CO2 aus.

»In das Gasnetz könnte künftig auch durch überschüss­igen Ökostrom erzeugter Brennstoff eingespeis­t werden«, sagt LINKEN-Energieexp­erte Harald Wolf. Das spreche klar für einen integriert­en Betrieb aller Energienet­ze in kommunaler Hand.

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Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka Mildes Klima trübt das Gasgeschäf­t.

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