Bayerns Wasserwerke alarmiert
Steigende Nitratbelastung besonders in Franken
Rothenburg ob der Tauber. Bayerische Wasserversorger sind über die steigende Nitratbelastung im Grundwasser besorgt. Zusammen mit dem Bayerischen Gemeindetag sehen die Wasserwerke »dringenden Handlungsbedarf«, wie sie am Dienstag zum Auftakt einer bis Donnerstag dauernden Tagung in Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach) betonten. Nitrat gelangt nach Angaben der Fachleute vor allem über Düngemittel ins Grundwasser. Erhöhte Nitratgehalte können nach Informationen des Umweltbundesamtes zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Der kommunale Dachverband lädt regelmäßig zu der Tagung ein, an der in diesem Jahr 160 Bürgermeister, Geschäftsführer von Wasserzweckverbänden und Wissenschaftler teilnehmen.
Nach Angaben von Gemeindetags-Geschäftsführer Franz Dirnberger stammen 90 Prozent des Trinkwassers in Bayern aus Grundwasservorkommen. Dabei sorgten in Trinkwasserschutzgebieten entsprechende Auflagen und freiwillige Kooperationen mit den Landwirten für einen wirksamen Schutz der unterirdischen Wasservorkommen. Dafür dass die Bauern auf eine Düngung der entsprechenden Böden weitgehend verzichteten, erhielten sie von den Wasserwerken einen finanziellen Ausgleich. Dies funktioniere in der Regel auch sehr gut, betonte Dirnberger. »Außerhalb der Trinkwasserschutzgebiete ist die Entwicklung der Nitratbelastung dagegen mancherorts besorgniserregend«, so Dirnberger.
Dabei verwies der Gemeindetags-Geschäftsführer auf jüngste Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt (LfU). Laut einer im Internet veröffentlichten LfUKarte ist vor allem in den Wein-
Auch bei der Nitratbelastung muss endlich das Verursacherprinzip greifen, sagt Franz Dirnberger.
baugebieten Unterfrankens die Nitratbelastung des Grundwassers hoch. Die Belastungsgebiete reichten dabei weit bis ins westliche Mittelfranken. Vielerorts wurden laut LfU mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser gemessen.
Weitere Belastungsschwerpunkte reichen von den niederbayerischen Regionen Straubing und Landshut bis nach Schwaben. Erhöhte Nitratwerte wurden auch in einem Korridor von Regensburg bis Amberg gemessen. Die Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2001 legt für Nitrat einen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter fest.
Dirnberger sprach sich daher für eine Novelle der Düngeverordnung aus. Landwirte sollten Düngemittel künftig nur noch in einem grundwasserschonenden Umfang einsetzen dürfen. Auch müsse bei der Nitratbelastung von Grundwasservorkommen endlich das Verursacherprinzip greifen. Beobachtungen zeigten, dass vor allem Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung nitratbelastet seien, sagte Dirnberger. Herausforderungen für die Wasserversorger stellten neben dem Weinanbau auch der Anbau von Hopfen, Spargel, Gemüse und Mais dar.
Nitrat kann nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei der Umwandlung in Nitrit im menschlichen Organismus zu Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen führen. Besonders gefährdet seien Säuglinge.