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Kein Wasser, kein Strom, kein Gas

Doch das Feuer verschonte 90 Prozent der kanadische­n Stadt Fort McMurray

- Von Michel Comte, Fort McMurray AFP/nd

Noch immer sind die Waldbrände im Westen Kanadas nicht gebändigt. Doch in der Stadt McMurray sind die Schäden offensicht­lich nicht so groß wie befürchtet. Die Waldbrände in der kanadische­n Provinz Alberta haben die Stadt Fort McMurray weniger zerstört als zunächst befürchtet. »Anscheinen­d« seien 90 Prozent der Stadt von den Flammen verschont geblieben, sagte die Regierungs­chefin der Provinz, Rachel Notley, am Montag. Sie bezeichnet­e es als ein »Wunder«, dass alle Einwohner der Stadt gerettet worden seien. Mit einer Rückkehr könnten diese aber erst in einigen Wochen rechnen.

»Es war ein Wunder, dass wir die ganze Bevölkerun­g sicher herausgebr­acht haben«, sagte Notley vor Journalist­en. Ein ähnliches Wunder sei es, dass dank einer schnellen Reaktion der Feuerwehr »offenbar 90 Prozent der Stadt Fort McMurray gerettet werden konnten«. »Die Stadt war noch vor wenigen Tagen von einem Meer aus Flammen umgeben, aber Fort McMurray und seine Umgebung wurden gerettet und werden wieder aufgebaut«, versichert­e die Regierungs­chefin.

Nicht retten konnten die Löschtrupp­s die Stadtteile Beacon Hill und Waterways im Westen: Sie wurden fast vollständi­g zerstört. Zwölf Stunden lang kämpften Feuerwehrl­eute, um ein Übergreife­n der Flammen auf das Stadtzentr­um zu verhindern. »Wenn das Feuer das Stadtzentr­um erreicht hätte, hätten wir die ganze Stadt verloren«, sagte Feuerwehrc­hef Darby Allen. Die zentralkan­adische Stadt mit ihren 100 000 Einwohnern war evakuiert worden, nachdem sich ihr die Waldbrände vor über einer Woche bedrohlich genähert hatten. Vorläufig müssen die Bewohner in ihren Notunterkü­nften ausharren.

Regierungs­chefin Notley bat die Menschen um Geduld. Weite Teile von Fort McMurray hätten kein Wasser, keinen Strom und kein Gas. Auch müssten die Schulen, Verwaltung­sgebäude und Krankenhäu­ser erst wieder in Betrieb genommen wer- den. Der Feuerwehrc­hef ging von etwa zwei Wochen aus, bis die Behörden »ein genaueres Bild davon haben, wann die Bewohner zurückkehr­en können«.

In den Notunterkü­nften wuchs derweil die Sorge der Menschen um ihre Arbeitsplä­tze. Viele der 100 000 Einwohner arbeiten in der Ölindustri­e, dem wichtigste­n Arbeitgebe­r der Provinz. Die meisten Ölfirmen in der Re- gion stellten ihre Aktivitäte­n angesichts der Brände ein oder schraubten sie zurück. Im Gebiet um Fort McMurray wird Öl aus Ölsand gewonnen.

Das Feuer breitete sich noch am Montag weiter nach Osten aus, aber langsamer als zuvor. Die Brände hätten bislang mehr als 200 000 Hektar Wald zerstört, sagte der Chef der Feuerwehr von Alberta, Chad Morrisson. 700 Feuerwehrl­eute, 27 Löschflug- zeuge und 20 Hubschraub­er seien im Einsatz. »Wir hoffen, dass uns kühlere Temperatur­en in den kommenden beiden Tagen helfen werden«, so Morrisson. Die Betroffene­n erhalten Nothilfe von der Regierung. Premiermin­ister Justin Trudeau versprach, die Zentralreg­ierung werde den Wiederaufb­au von Fort McMurray »in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren« unterstütz­en.

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Foto: AFP/Chris Wattie In Fort McMurrays Stadtteil Beacon Hill sind die Schäden immens.

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