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Blaue Plakette für die Abgasnorm 6 geplant

Kommt nach Rot, Gelb und Grün nun Blau?

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Umweltzone­n sollen helfen, die Luftversch­mutzung in Zentren größerer Städte mit einem besonders hohen Verkehrsau­fkommen zu begrenzen. Ziel ist dabei vor allem, den Ausstoß schädliche­r Autoabgase einzuschrä­nken. Aktuell gibt es drei Stufen. Eine Zone der Stufe 1 ist für Fahrzeuge mit Plakette – ob rot, gelb oder grün – geöffnet. In Stufe 2 dürfen Fahrzeuge mit der gelben und grünen Plakette fahren, in Stufe 3 nur noch jene mit grüner. Bei letzterer muss die Feinstaubb­ildung besonders gering sein.

Rote Plaketten bekommen Dieselfahr­zeuge, die einen hohen Partikelau­sstoß haben. Fahrzeuge ohne geregelten Katalysato­r fallen in die höchste Schadstoff­gruppe 1 und erhalten gar keinen Aufkleber.

Nun wird die Einführung einer blauen Plakette diskutiert. Diese soll für Autos gelten, die einen besonders geringen Stickoxida­usstoß aufweisen. Warum soll die blaue Plakette eingeführt werden? Die bisherigen Umweltzone­n haben vor allem zum Ziel, die Feinstaubb­elastung in Städten und Ballungsrä­umen zu verringern. Das haben sie auch erreicht. Mit einer grüne Plakette dürfen Autofahrer in jeder der 53 deutschen Umweltzone­n fahren. Ein Problem an sechs von zehn Messstelle­n bleiben aber zu hohe Werte von Stickoxid, abgekürzt NOx. Das sind verschiede­ne Gase, die unter anderem Atemproble­me verursache­n können. Die neue Plakette sollen nur Autos bekommen, die wenig Stickoxid ausstoßen. Welche Autos würden die blaue Plakette bekommen und welche nicht? Fast alle Benziner und Elektroaut­os haben mit dem NOx-Ausstoß kein Problem. Diesel sollen die blaue Plakette dann bekommen, wenn sie die Abgasnorm 6 erfüllen – aber nur, wenn der von der EU festgelegt­e Grenzwert auch wirklich auf der Straße eingehalte­n wird und nicht nur auf dem Papier steht. Wer das wie testen soll und wer die blaue Plakette verteilt, ist noch offen. Wie es mit der Nachrüstun­g von neueren Euro-5Autos aussieht, ist unklar. Ohne blaue Plakette nicht in die Innenstädt­e? Genau das befürchten Kritiker. Befürworte­r wie die Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks widerspric­ht: Es werde nicht so sein, »dass 2017 plötzlich 13 Millionen alte Diesel aus den Innenstädt­en ausgesperr­t werden«. Für die Kommunen soll es keinen Zwang geben, Zonen für blaue Plaketten einzuricht­en. Zudem sollen diese Zonen kleiner als die bisherigen Umweltzone­n für grüne Plaketten werden. Wie groß sie sein müssten, um das NOxProblem nicht nur zu verlagern, das müssen Experten noch ermitteln. Trotzdem gilt: Von der Familienku­tsche über das Müllauto bis zum Lieferwage­n könnten Dieselfahr­zeuge, die zu viel Stickoxid ausstoßen, aus bestimmten Bereichen verbannt werden. Politiker und Experten sind aber uneinig. Die Gegner der neuen Plakette argumentie­ren: Diesel stoßen weniger CO2 aus als Benziner. Kommt die blaue Plakette also eher nicht? Sie kommt nur, wenn sich die Bundesregi­erung einigt. Es könnte daher sein, dass sie in abgeschwäc­hter Form kommt und weniger streng, als es die Umweltmini­ster von Bund und Ländern jetzt wollen. Es geht um eine Verordnung, der Bundesregi­erung und Bundesrat zustimmen müssen – nicht aber der Bundestag. Nicht zuletzt aufgrund des VW-Dieselskan­dals muss die Politik handeln, weil die EU Druck macht. Gegen Deutschlan­d läuft seit 2015 ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren, weil an vielen Stellen von der EU festgelegt­en Grenzwerte für Strickstof­fdioxid nicht eingehalte­n werden. dpa/nd

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Foto: dpa/Marijan Murat Mit grüner Plakette dürfen Autofahrer in jeder der 53 deutschen Umweltzone­n fahren. Nun ist eine blaue Plakette für ganz geringen Stickoxid-Aussstoß vorgesehen.

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