nd.DerTag

Firmenerbe­n frohgemut

CSU-Chef Seehofer sorgt für ausufernde Begünstigu­ngen bei Erbschafts­teuer

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Berlin. Nach monatelang­em Streit hat sich die Große Koalition auf eine Reform der Erbschafts­teuer geeinigt. Der Kompromiss schütze vor allem mittelstän­dische Unternehme­n und garantiere den Erhalt von Arbeitsplä­tzen, meinten Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) und Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU). Für Erbschafte­n und Schenkunge­n, bei denen es nicht um eine Firma geht, bleibt alles beim Alten.

Firmenerbe­n werden auch künftig großzügig steuerlich begünstigt, wenn sie das Unternehme­n längere Zeit fortführen und Jobs er- halten. Für ihre Interessen hatte sich vor allem CSU-Chef Seehofer eingesetzt, auch in den Schlussver­handlungen am Wochenende. Ob die schärferen Vorgaben, die das Bundesverf­assungsger­icht vor eineinhalb Jahren gefordert hatte, nun umgesetzt werden, ist durchaus fraglich. Denn viele Erben von Betriebsve­rmögen werden gegenüber anderen Erben weiter begünstigt. Ab einem Betriebsve­rmögen von 26 Millionen Euro je Erbfall soll die von Karlsruhe geforderte Bedürfnisp­rüfung greifen. Experten meinen, dass die meisten Unternehme­n wegen der zahlreiche­n Ausnahmere­glungen nicht mehr Steuern zahlen müssen als bisher.

Lisa Paus und Kerstin Andreae, die für die Grünen im Bundestag sitzen, sehen in dem Kompromiss eine »Fortführun­g der bisherigen Regelungen durch die Hintertür«. Die Vorschrift­en würden komplizier­ter und blieben ungerecht. »Die Erbschafts­teuer wird wieder beim Bundesverf­assungsger­icht enden, sobald der erste Erbe dagegen klagt.« Auch LINKE-Chef Bernd Riexinger bezweifelt, dass die Neuregelun­g den Anforderun­gen aus Karlsruhe standhält. Das Gesetz soll bis zur parlamenta­rischen Sommerpaus­e beschlosse­n werden. Die Grünen könnten die Pläne im Bundesrat verzögern.

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Foto: photocase/CL

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