nd.DerTag

Unangetast­ete Vermögen

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Aert van Riel über die Einigung zur Erbschafts­teuer

Es ist noch nicht lange her, dass die SPD-nahe Friedrich-EbertStift­ung in einer Studie zu der bahnbreche­nden Erkenntnis gekommen war, dass die meisten Menschen in Deutschlan­d damit unzufriede­n sind, wie der Wohlstand hierzuland­e verteilt ist. Eine Mehrheit der Befragten sprach sich zudem dafür aus, höhere Steuern auf Vermögen einzuführe­n, um beispielsw­eise mehr in soziale Sicherheit investiere­n und öffentlich­e Dienste besser ausstatten zu können. Gegen diesen Mehrheitsw­illen der Bevölkerun­g betreibt die Bundesregi­erung eine Klientelpo­litik, die unter anderem reichen Firmenbesi­tzern zugutekomm­en soll. Ein weiterer Beleg hierfür ist der nun von SchwarzRot gefundene Kompromiss zur Reform der Erbschafts­teuer. Dieser sieht vor, dass Erben sehr großer Betriebsve­rmögen weiterhin deutlich begünstigt werden.

Angesichts dessen wirkte es ziemlich albern, dass Sigmar Gabriel die Steuerrefo­rm mit linken Begriffen beschrieb. Er habe nichts dagegen, diese eine »indirekte private Vermögenst­euer« zu nennen, teilte der SPD-Chef mit. Solche Äußerungen, welche nur den Zweck haben, die Realität zu verschleie­rn, werden Gabriel keine Pluspunkte bei den Wählern bringen. Es ist wahrschein­licher, dass es für die SPD in naher Zukunft in den Umfragen weiter bergab geht. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre dagegen, wenn die führenden Sozialdemo­kraten die Forschungs­ergebnisse ihrer eigenen parteinahe­n Stiftung aufmerksam­er studieren würden.

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