nd.DerTag

Beihilfe zur Steuerhint­erziehung

- Fabian Lambeck über Vermeidung­sstrategie­n deutscher Unternehme­n

Von Steuergest­altung sprechen findige Berater, wenn es darum geht, die Gewinne vor dem Fiskus in Sicherheit zu bringen. In Deutschlan­d mit seinem komplexen Steuerrech­t hat sich rund ums Thema Abgaben ein eigener Berufszwei­g etabliert. In den Buchläden sind »1000 ganz legale Steuertric­ks« seit Jahren ein Bestseller. Alle wollen staatliche Leistungen, doch keiner will diese finanziere­n. Das gilt erst recht für Unternehme­n, die die schlechte personelle Ausstattun­g der Kontrollbe­hörden hierzuland­e zu schätzen wissen. Es gibt Experten, die meinen, dass ein geringer Bestand an Steuerprüf­ern, deren Einstellun­g und Bezahlung ja Ländersach­e sind, durchaus als Standortvo­rteil gilt. Ist die Steuermora­l deutscher Konzerne im Inland schon lax, so gebietet es die unternehme­rische Unmoral, in Ländern mit schwachen Institutio­nen, die Steuerbela­stung so gering wie möglich zu halten. Da sie den dortigen Behörden viele Informatio­nen vorenthalt­en können, fällt das auch nicht schwer. Deshalb wäre das von der OECD vorgeschla­gene Country-by-Country-Reporting ein erster Schritt zu mehr globaler Steuergere­chtigkeit. Schließlic­h würden die Konzerne so gezwungen, alle relevanten Informatio­nen rauszurück­en. Dass diese Regeln auf Druck von Deutschlan­d abgeschwäc­ht wurden, ist nichts weniger als staatliche Behilfe zur Steuerhint­erziehung.

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