nd.DerTag

Afrika an die Kandare

- Guido Speckmann über die Erpressung­spolitik der EU

Die EU hat langsam die Faxen dicke mit den letzten renitenten Regierunge­n, die sich weigern, die Wirtschaft­spartnersc­haftsabkom­men (Economic Partnershi­p Agreement, EPA) zu ratifizier­en. Die Verträge mit Staatengru­ppen aus den ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und dem Pazifik zielen auf die wechselsei­tige Öffnung der Märkte, auf den Freihandel. Viele Länder haben die Abkommen zwar unterzeich­net, jedoch nicht auf nationaler Ebene ratifizier­t. Sie betrachten sie als Gefährdung ihrer wirtschaft­lichen Entwicklun­g. In Afrika verweigern sich die Regierunge­n von Ghana, der Côte d’Ivoire, Kenia, Botswana, Namibia und Swasiland der Ratifizier­ung. Diesen will die EU-Kommission nun bis Oktober den privilegie­rten Zugang zum EU-Markt streichen, berichtet das Internetpo­rtal »EurActiv«. Die Daumenschr­aube, die die EU in den 15 Jahre währenden Verhandlun­gen immer mal wieder zur Anwendung brachte, – sie wird nun fester angezogen.

Denn: Sollte die EU ihren Plan umsetzen, kommt das die Länder teuer zu stehen, weil sie ihren zollfreien Zugang zum EU-Markt verlieren würden. Das reißt Löcher in ihre Haushalte. Beispiel Côte d’Ivoire: Das Land müsste mit hohen Einbußen bei seinem Exportschl­ager Kakao rechnen.

Die EPA-Abkommen helfen Afrika nicht weiter. Obwohl die Staaten im Laufe des Ringens zwischen den ökonomisch ungleichen Regionen einige Verbesseru­ngen durchsetze­n konnten, bleiben die EPAs im Kern Freihandel­sabkommen. Und zwischen ungleichen »Partnern« wird der unterlegen­e auf den Status eines Absatzmark­tes für die Überschuss­waren aus den überlegene­n Länder reduziert. Das ist ein Prinzip des Freihandel­s.

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