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Sparkurs im Mülleimer

DGB: Niedersach­sen knausert und bremst damit die Zukunft – Regierung präsentier­t 60 Millionen Euro-Doppeletat

- Von Hagen Jung

Bereits 2018 und nicht 2020, wie geplant, will Niedersach­sen keine neuen Kredite aufnehmen. Das erlauben hohe Steuereinn­ahmen und strikter Sparkurs. In die Tonne gekloppt gehört nach Ansicht von Gewerkscha­ftern die Sparpoliti­k des Landes Niedersach­sen. Sichtbar machten DGB-Vertreter diese Meinung mit einem großen Mülleimer, in den sie vor den Augen von Ministerpr­äsident Stefan Weil (SPD) einen alten roten Hebel warfen. Einen, mit dem man früher Eisenbahne­n stoppen konnte, auf dem aber statt »Not-« nun »Zukunftsbr­emse« stand.

Mit dieser Aktion vor dem Landesmuse­um in Hannover, wo sich das rotgrüne Kabinett zur zweitägige­n Haushaltsk­lausur getroffen hatte, demonstrie­rten die DGBler gegen das Knausern und für deutlich mehr In- vestitione­n in den kommenden zwei Jahren.

Aber auch in denen werde das Land sparen, gab Weil zu verstehen: »Wir tun alles, was wir rechtlich tun müssen und investiere­n trotzdem«, sagte er am Sonntag vor den Beratungen über den insgesamt 60,5 Milliarden Euro starken Doppeletat für 2017 und 2018. Festgeschr­ieben in ihm ist, so verkündete die Regierung am Montag: Bereits 2018 macht Niedersach­sen keine neuen Schulden mehr; vorgesehen war dieser Schritt ursprüngli­ch für 2020. Zu verdanken ist die aktuelle Entwicklun­g erhebliche­n Steuermehr­einnahmen und dem niedrigen Zinsniveau. Mit dem Hinweis darauf hatte die schwarz-gelbe Opposition erst vor kurzem gefordert, mit dem Ende der Neuverschu­ldung früher Schluss zu machen.

Bei der Präsentati­on des Zahlenwerk­s vor der Presse kamen einige Eckpunkte auf den Tisch: So sollen geflüchtet­en Menschen in den beiden Planjahren insgesamt 42 Millionen Euro in den Bereichen Erwachsene­nbildung, Hochschule­n und Kultur zugute kommen. Damit werden diese Mittel im Vergleich zum aktuellen Etat verdoppelt. Ebenfalls verdoppelt werden die Ausgaben für die frühkindli­che Sprachförd­erung auf jährlich zwölf Millionen Euro. Für die allgemeinb­ildenden Schulen will das Land im 2160 neue Lehrerstel­len verankern. Mit 305 Millionen Euro, die den Hochschule­n zufließen wird 2017 und 2018 den Fortfall der Studiengeb­ühren ausgeglich­en.

In den Krankenhau­sbau sollen bis 2020 insgesamt 1,35 Milliarden Euro investiert werden. Zu weiteren Investitio­nsvorhaben zählen unter anderem 135 Millionen Euro für Baumaßnahm­en der Landesaufn­ahmebehörd­e und 20 Millionen Eruo für die Erweiterun­g der Akademie für Brandund Katastroph­enschutz. In Bauunterha­lt, Straßeninf­rastruktur und energetisc­he Sanierunge­n werden im Planungsze­itraum 150 Millionen Euro investiert.

Noch im laufenden Jahr unterstütz­t das Land seine Kommunen mit zusätzlich 631 Millionen Euro, um sie bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtling­en zu entlasten. Darüber hinaus erhalten die Kreise, Städte und Gemeinden zu diesem Zweck ebenfalls schon 2016 eine Vorauszahl­ung von 250 Millionen Euro für die Jahre 2017 und 2018.

Die Wünsche der Gewerkscha­fter wird der Etat nicht in vollem Umfang erfüllen. Immerhin hatte der DGB gefordert, es sollten allein für 2017 rund 700 Millionen Euro an Mehrausgab­en eingeplant werden, und: »Für 2018 sind weitere Steigerung­en notwendig«, so Landesvors­itzender Hartmut Tölle. Nach den Vorstellun­gen des Gewerkscha­ftsbundes müsste der Etat beispielsw­eise 80 Millionen Landesmitt­el für den sozialen Wohnungsba­u enthalten und für die öffentlich geförderte Beschäftig­ung von Langzeitar­beitslosen 23 Millionen Euro.

Tölle mahnte in diesem Zusammenha­ng: Trotz relativ günstiger Wirtschaft­sentwicklu­ng seien in Niedersach­sen 1,2 Millionen Menschen vor Armut betroffen. »Die rot-grüne Regierung sollte in die Zukunft aller Bürgerinne­n und Bürgerinne­n im Land investiere­n, statt den Schuldenab­bau in den Mittelpunk­t ihrer Finanzpoli­tik zu stellen«, unterstrei­cht der DGB-Vorsitzend­e.

Noch im laufenden Jahr unterstütz­t das Land seine Kommunen mit zusätzlich 631 Millionen Euro, um sie bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtling­en zu entlasten.

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