Täter vom IS »angestachelt«?
Generalbundesanwalt übernahm Ermittlungen zu Würzburg-Anschlag
Berlin. Nach dem Axtangriff in einem Regionalzug am Montagabend nahe Würzburg hat am Mittwoch die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Ein angeblich aus Afghanistan stammender jugendlicher Asylbewerber hatte fünf Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Es bestehe der Verdacht, dass der Attentäter, der von der Polizei erschossen wurde, die Tat als Mitglied des Islamischen Staates (IS) beging. Zugleich wird die Suche nach möglichen Hintermännern fortgesetzt. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen werden vom Bayerischen Landeskriminalamt fortgeführt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte am Mittwoch, der Täter habe sich vom IS »angestachelt« gefühlt. Die Tat liege, so de Maizière, vielleicht »im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror«.
Unterdessen warnte Europol vor weiteren Einzeltäteranschlägen nach dem in Nizza und Würzburg angewandten Muster. Das sei eine »bevorzugte Taktik« des IS sowie von Al Qaida.
Computer an, Video schauen – schon ist man bereit, in seinem Umfeld Ungläubige zu metzeln. Spätestes nach den grausamen Lkw-Morden in Nizza wird uns die Theorie des sich selbst rasch radikalisierenden Einzeltäters angeboten. Aber bei aller Achtung der PR-Fähigkeiten des sogenannten Islamischen Staates (IS) – so simpel läuft das nicht. Experten sagen, es sei dem IS zunächst gar nicht recht gewesen, dass so viele vor allem junge Menschen flohen, statt für die Macht des selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi und seiner Clique zu sterben. Doch der IS passte sich der Lage an. Er sah die Chance, den Kampf mit Hilfe dieser Flüchtlinge in die Welt zu tragen. Und nun missbrauchen im Westen kundige Islamisten den Namen Allahs, um Krieger zu rekrutieren. Jung, naiv und männlich sollen sie sein. Den Typ findet man unter den unbegleiteten Minderjährigen. Die suchen Halt und Ziel, sie akzeptieren Vater- und andere Leitfiguren. Wer ihnen Angebote macht, hat leichtes Spiel. Mit und ohne Computer.
Natürlich waren bei der Flüchtlingsbetreuung erst einmal viele organisatorische Fragen zu klären. Nun aber muss es verstärkt um die seelische Betreuung der Zugereisten gehen, um Bildung und ein ehrliches Miteinander. Das kann nicht jede Bluttat verhindern, wohl aber auch unter den jungen Flüchtlingen ein Klima gegen den Wahnsinn schaffen helfen.