Schwieriger Weg zur gleichen Rente
Studie: Große Unterschiede zwischen Ost und West
Duisburg. Forscher des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen sehen auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung einen schwierigen Weg zu einer »vereinigten« Rente. Renten und Rentenanwartschaften in Ost- und Westdeutschland würden weiter nach getrennten Regeln berechnet, denn die Löhne und Gehälter im Osten hätten erst in Teilbereichen West-Niveau erreicht, teilten die Forscher des IAQ als Ergebnis einer aktuellen Studie mit. Eine sofortige Vereinheitlichung des Rentenrechts würde demnach einen nennenswerten Teil der ostdeutschen Beschäftigten deutlich schlechter stellen und müsste unbedingt sozialpolitisch flankiert werden.
Die Rente in Ostdeutschland soll einem Zeitungsbericht zufolge in etwa gleich großen Schritten auf das westdeutsche Niveau angehoben werden. Das sehe ein Konzept von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) vor, das noch in dieser Woche vorgestellt werden soll, berichtete kürzlich die »Sächsische Zeitung«. Das Ministerium erklärte hierzu, es gebe noch keinen von Nahles gebilligten Entwurf für die Angleichung der Ostrenten.
Die Lohn- und Gehaltsdifferenz lag nach der IAQ-Studie zur Rentenberechnung im Jahr 2014 im Mittelwert aller Branchen bei 493,31 Euro. Im produzierenden Gewerbe bekamen die Ost-Beschäftigten im Durchschnitt sogar 919,40 Euro weniger als ihre Kollegen im Westen und damit gerade einmal 67,8 Prozent des westdeutschen Durchschnittslohns. Die größten Unterschiede bestehen demnach bei den Vollzeitbeschäftigten und hier besonders bei den Facharbeitern. Im Niedriglohnbereich habe der Mindestlohn einen guten Teil der Ost-West-Diskrepanz beseitigt, sagte IAQ-Forscher Andreas Jansen. »Ein Großteil des Lohnabstands lässt sich durch Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur, Betriebsgröße und Unterschiede im beruflichen Tätigkeitsniveau erklären, aber eine – gewichtige – unerklärbare Restgröße bleibt« so Jansen.
Im Öffentlichen Dienst, im Bereich Bildung und Erziehung oder dem Kredit- und Versicherungsgewerbe sei dagegen die Angleichung der Einkommen weit fortgeschritten oder sogar abgeschlossen, so Jansen. Auch bei tarifgebundenen Beschäftigten in der chemischen Industrie, der Eisenund Stahlindustrie, dem Einzelhandel sowie der Metall- und Elektroindustrie zeigten sich keine systematischen Ost-West-Unterschiede mehr.
Jansen plädiert für ein Stufenmodell mit einem Angleichungszuschlag, der schrittweise die Unterschiede der Rentenwerte bis 2030 abbaut. »Bei der Vereinheitlichung des Rentenrechts wird es aber keinen Königsweg geben, der jedwede Benachteiligung aufseiten ost- oder westdeutscher Arbeitnehmer und Rentner ausschließt«, sagte er. Es gehe um eine bestmögliche Annäherung, wobei die unterschiedlichen Entwicklungen in den verschiedenen Branchen und Berufsgruppen berücksichtigt werden müssten. Die Tatsache, dass es auch in Westdeutschland strukturschwächere Regionen mit unterdurchschnittlichen Verdiensten gibt, müsse in ein solches Modell ebenfalls mit einfließen.