nd.DerTag

Der Tat folgt Hetze gegen Ausländer

- Hei

Die Tat von Würzburg, bei der fünf Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, ist manchen Politikern gerade recht, um Wasser auf ihre Propaganda­mühlen zu leiten. Man müsse, so Joachim Herrmann, Innenminis­ter von Bayern, den »Zuzug begrenzen«, um in der Lage zu sein, »uns mit denen, die auch wirklich fluchtbere­chtigt sind, dann auch intensiv zu befassen«. So will er dafür sorgen, »dass die nicht derartig aus dem Ruder laufen«.

Der Vorfall zeige, »dass sich unter den hier lebenden Asylbewerb­ern tickende Zeitbomben befinden«, sagte Petr Bystron, der AfDLandesc­hef von Bayern. Es sei »gleichgült­ig, ob solche Gewalttäte­r Kämpfer des Islamische­n Staats (IS) sind oder psychisch gestörte Einzeltäte­r und Sympathisa­nten dieses Terrornetz­werks«. Die Pflegefami­lie des unbegleite­t eingereist­en Jugendlich­en, so meint er, könne von Glück reden, dass sie nicht selbst Opfer wurde, betonte der Rechtsauße­n und forderte, nun eine »gesellscha­ftliche Diskussion über die schnellste­n und effektivst­en Möglichkei­ten der Rückführun­g der meisten Migranten zu führen, anstatt sich weiter mit aussichtsl­osen Integratio­nsbemühung­en aufzuhalte­n«.

Noch gab es keine Toten, doch habe der Terror des IS Einzug in Deutschlan­d gehalten, warnt die NPD und biedert sich bei der Polizei an, die den Täter »unschädlic­h« gemacht hat. Selbstvers­tändlich nutzt die Nazi-Partei in Mecklenbur­g-Vorpommern den Vorfall auch gleich im Landtagswa­hlkampf. »Die Mörder sind mitten unter uns«, schreibt Udo Pastörs, Spitzenkan­didat der NPD im nordöstlic­hen Bundesland. Dabei ist ihm kein Bild zu schief. Er spricht von dem »Afghanen im Blutrausch«, der nur »die Spitze des Eisberges« sei. Dabei prognostiz­iert der vorbestraf­te Hetzexpert­e »bürgerkrie­gsähnliche Zustände in Deutschlan­d« und lobt seine Partei, die seit Jahrzehnte­n »Gegenwehr« gegen die angeblich falsche Asylpoliti­k betreibe. Dafür brauche seine Partei »auf der Straße und in den Parlamente­n jede Unterstütz­ung«. Seine Einlassung endet mit dem Satz: »Deutsche, wehrt euch«.

Dass der Aufruf von allzu vielen als Schlachtru­f begriffen wird, zeigt eine Statistik des Bundeskrim­inalamtes. Zwischen Januar und Mitte Juni registrier­te die oberste Kriminalpo­lizeibehör­de mehr als 500 fremdenfei­ndliche Gewalttate­n, darunter 97 Gewaltdeli­kte gegen Wohnheime von Asylbewerb­ern. Hinzu kamen 51 Brandstift­ungen und vier versuchte Tötungsdel­ikte. Außerdem registrier­ten die Sicherheit­sbehörden 147 Gewalttate­n, die abseits der Unterkünft­e für Flüchtling­e verübt wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany