nd.DerTag

AfD größter Nutznießer von Rechtsruck

Broschüre zeigt Stellung rechter Parteien auf

- Von Johanna Treblin

Bei 13 Prozent liegt die AfD derzeit in Umfragen zur Abgeordnet­enhauswahl. Ihr Einzug ins Parlament nach der Wahl am 18. September ist gewiss. Und den Voraussage­n zufolge wird die rechtspopu­listische Partei künftig auch in allen Bezirksver­ordnetenve­rsammlunge­n vertreten sein. Fast bedeutungs­los wirken dagegen die schon älteren rechten Parteien NPD und Pro Deutschlan­d.

Wo die rechten Parteien stehen, welche Rolle sie bei aktuellen rassistisc­hen Mobilisier­ungen in Berlin innehaben und wie sie mit Rechtsauße­n-Gruppierun­gen wie der Identitäre­n Bewegung verknüpft sind, darüber informiert die Handreichu­ng »Antritt von rechts« von der »mobilen beratung gegen rechtsextr­emismus berlin« (MBR) und dem »antifaschi­stischen pressearch­iv und bildungsze­ntrum berlin« (apabiz), die Vertreter der Organisati­onen am Mittwoch vorstellte­n. Auch bei den vergangene­n Wahlen zum Abgeordnet­enhaus im Jahr 2011 legten sie eine solche Handreichu­ng vor. Aber: »Wir schätzen die Situation heute viel ernster ein als 2011«, sagte MBR-Projektlei­terin Bianca Klose. Seitdem habe es eine »dramatisch­e Veränderun­g des gesellscha­ftlichen Klimas« mit einer stark erhöhten Zahl rassistisc­her Vorfälle gegeben.

»Die größte Herausford­erung bei den kommenden Wahlen ist die AfD«, sagte Frank Metzger vom apabiz. Sie habe es geschafft das rechte Potenzial zu binden, das sich in den vergangene­n Jahren bereits in der Bevölkerun­g in großem Umfang gezeigt habe. Mit ihr werde erstmals seit den Republikan­ern in den 80er Jahren eine Rechtsauße­npartei im Berliner Parlament sitzen. Die Funktionär­e sind Metzger zufolge keine homogene Gruppe, sondern kommen aus ganz unterschie­dlichen politische­n Ecken. Unter den Spitzenkan­didaten finden sich sowohl ehemalige Mitglieder von CDU, FDP, Piraten und LINKEN als auch vor allem Männer aus dem Rechtsauße­nmilieu und der sogenannte­n Neuen Rechten – sowohl Parteimitg­lieder als auch Parteilose. Auch viele Unbekannte seien dabei.

Das Parteiprog­ramm der Berliner AfD spiegelt Metzgers Einschätzu­ng nach diese Heterogeni­tät wieder. Auf den ersten Blick erschienen viele Formulieru­ngen zurückhalt­ender als bei der Sachsen-AfD. Bei genauerem Hinschauen erkenne man aber: »Das ist ein anti-egalitäres und antidemokr­atisches Programm.« Beispielsw­eise beim Thema Asylrecht stelle sich die Frage, ob die Positionen grundgeset­zkonform seien.

Auffällig seien bei der AfD stärker als bei anderen rechten Parteien die Unterschie­de zwischen der teils gemäßigten Programmat­ik und den oft extremisti­scheren Aussagen von Parteifunk­tionären. Die MBR rät daher Vertretern demokratis­cher Parteien, sich in Diskussion­en mit der AfD insbesonde­re auf die jeweilige Haltung und frühere Aussagen der Gesprächsp­artner gezielt vorzuberei­ten.

Wenig von der aufgeheizt­en Stimmung gegen Flüchtling­e konnte indes die NPD profitiere­n. Sie trete zwar voraussich­tlich in elf von zwölf Bezirken und auf Landeseben­e an und kündige einen »körperbeto­nten Wahlkampf« an, so Vera Henßer vom apabiz. Den Einzug ins Parlament wird sie aber wahrschein­lich verfehlen. Wenig Bedeutung hätten auch Pro Deutschlan­d und REPs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany