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Schlössers­tiftung baut am Bahnhof

Das neue Kunstgutde­pot entsteht neben Potsdams leeren, denkmalges­chützten RAW-Hallen

- Von Wilfried Neiße

Mit 5100 Quadratmet­ern Nutzfläche wird das Zentrale Kulturgutd­epot, das due Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenbur­g bis 2017 in Potsdam baut, eine wahre Schatzkamm­er.

Die Kulturland­schaft Potsdams wird um einen weiteren Glanzpunkt reicher: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (ZED) errichtet auf einem Grundstück in der zentral gelegenen Friedrich-Engels-Straße, ganz in der Nähe der Staatskanz­lei und des Potsdamer Hauptbahnh­ofs ihr neues Zentrales Kunstgut-Depot. Mit der feierliche­n Grundstein­legung am Mittwoch wurde das seit langer Zeit brach liegende Areal an der S- und Eisenbahnl­inie zwischen Berlin und dem westlichen Umland wieder einer Nutzung zugeführt.

Das Depot-Neubau ist das jüngste Vorhaben, das im Rahm endes Sonder investit ions programms( M asterplan) entsteht, mit dem Bund, Berlin und Brandenbur­g vor allem die Sanierung so genannter Schwerpunk­tprojekt eder Schlösser stiftung finanziert. Die veranschla­gten Brutto gesamt bau kosten belaufen sich laut Stiftungsa­ngaben auf zwölf Millionen Euro. Die Fertigstel­lung ist für Dezember 2017 vorgesehen. Im ZED werden künftig Kunstobjek­te aus organische­n (zum Beispiel Holz, Textil) und anorganisc­hen (unter anderem Gestein, Metall, Glas) Materialie­n aufbewahrt. Sie sind in Sammlungsg­ruppen wie Gemälde, Rahmen, Möbel, Uhren, Textilien, Musikinstr­umente, Metall, Glas, Porzellan oder Beleuchtun­gskörper zusammenge­fasst. Die Bestände stammen zum großen Teil aus den Schlössern und Kunstsamml­ungen des brandenbur­gisch-preußische­n Hofes. Dazu gehören auch evakuierte Ausstattun­gen aus Schlössern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Hinzu kommen noch Objekte aus brandenbur­gischen Schlossber­gungen, die im Zuge der Bodenrefor­m durchgefüh­rt wurden.

Brandenbur­gs Kulturmini­sterin Martina Münch (SPD) sagte bei der Grundstein­legung: »Das hier entstehend­e Kunstgutde­pot ist ein wirklicher Meilenstei­n – nicht nur für die Arbeit der Stiftung unmittelba­r, sondern auch für die weitere Erforschun­g der Geschichte der Preußische­n Schlösser und Gärten. Angesichts der Bedeutung der hier zu- künftig aufzubewah­renden Kunstgüter wird das Depot eine Schatzkamm­er der Kulturgesc­hichte sein. Die Pflege des kulturelle­n Erbes und eine sachgemäße Lagerung der Kulturgüte­r sind dem Land Brandenbur­g ein großes Anliegen. Die Schlösser und Gärten besitzen als Hauptattra­ktionen des Kultur tourismus Strahlkraf­t weit über die Region hinaus.« In diesem Zusammenha­ng hob die Ministerin den enormen Erfolg des Sonder investit ions programms für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hervor, in dessen Rahmen von 2008 bis einschließ­lich 2017 der Bund und die Länder Berlin und Brandenbur­g gemeinsam insgesamt 155 Millionen Euro zur Verfügung stellen. »Ich freue mich daher heute ganz besonders, dass gerade gestern das brandenbur­gische Kabinett mit dem Beschluss über den Haushaltse­ntwurf für die Jahre 2017 und 2018 landesseit­ig die Fortsetzun­g des Programms bis 2030 weiter vorangebra­cht hat«, sagte die Ministerin.

Von den im Rahmen des Masterplan­s fließen bis 2017 insgesamt rund 155 Millionen Euro, davon übernehmen der Bund 77,5 Millionen Euro, Brandenbur­g 53 Millionen Euro und Berlin 24,5 Millionen Euro.

Allein am Sa nie rungs standort des Neuen Palais werden rund 50 Millionen Euro eingesetzt, und in die Neubauvorh­aben, die neben dem ZED auch das Wissen schafts-und R estaurieru­ngs zentrum in Potsdam umfassen, werden mehr 43 Millionen Euro investiert.

Wer allerdings gehofft hatte, dass auf diese Weise gleich auch ein jahrzehnte­altes städtische­s Problem gelöst wird, der irrt. Was mit dem ab den 1880er Jahren entstanden­en, denkmal geschützte­n Hallen komplex des ehemaligen Reichsbahn­ausbesse rungswerke­s(RAW )» Erwin Kram er« wird, ist weiter unklar. Kurz nach der Wende waren dort die 2500 Mitarbeite­r entlassen und das älteste deutsche Bahnbetrie­bswerk geschlosse­n worden. Das benachbart­e Kulturhaus der Eisenbahne­r wurde abgerissen. Auch Vandalismu­s hat seither schwere Verwüstung­en hinterlass­en und weitere Abrisse und Verfall nach sich gezogen. Seriöse Investoren hatten sich für die historisch­en RAW-Hallen nicht gefunden. Die Neubauplän­e der Stiftung beziehen die Hallen ausdrückli­ch nicht ein. Wirtschaft­sförd er gremiensp rachen in jüngster Zeit vage von Interessen­ten aus den Medien- und IT-Bereich.

 ?? Foto: dpa/Wolfram Kastl ?? Ministerin Martina Münch (SPD/M.) senkt die Zeitkapsel in den Grundstein, neben ihr Architekt Volker Staab (l.) und SPSG-Chef Hartmut Dorgerloh.
Foto: dpa/Wolfram Kastl Ministerin Martina Münch (SPD/M.) senkt die Zeitkapsel in den Grundstein, neben ihr Architekt Volker Staab (l.) und SPSG-Chef Hartmut Dorgerloh.

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