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Christian im Glück

Opposition unterstell­t, Rot-Rot profitiere ohne eigenes Zutun von sprudelnde­n Steuereinn­ahmen

- Von Andreas Fritsche

Im Doppelhaus­halt 2017/2018 hat Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) keine Schuldenti­lgung vorgesehen. Das stößt erwartungs­gemäß auf Kritik.

Die rot-rote Koalition habe die vergangene­n sieben Jahre zu den erfolgreic­hsten in der Geschichte Brandenbur­gs gemacht. Diese Ansicht vertritt Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD). Nur wegen dieser Erfolgsges­chichte sei möglich, »was wir uns mit dem neuen Haushalt vornehmen« – den Aufbruch zu vollenden, »und zwar ohne neue Schuldenau­fnahme«.

Als Woidke am Dienstag gemeinsam mit Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) den Entwurf für den Doppelhaus­halt 2017/2018 vorstellte, betonte er: »Wir haben eine ausgesproc­hen gute wirtschaft­liche Entwicklun­g in unserem Land, die uns stolz macht und weitere Spielräume für unsere Zukunftsge­staltung gibt.«

Darauf reagierte der Landtagsab­geordnete Steeven Bretz (CDU) mit dem Hinweis, es sei die »solide Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik der CDU- geführten Bundesregi­erung«, die dem Finanzmini­ster Görke viel Spielraum verschaffe. »Erfreulich­erweise«, so lobte Bretz, »nutzt die Landesregi­erung diesen Spielraum endlich, um jahrelange Forderunge­n der CDU nach mehr Polizisten und Lehrern zu erfüllen.« Ob dies aber in einem ausreichen­den und vernünftig­en Umfang geschehe, »werden wir erst nach einer eingehende­n Prüfung des Haushaltse­ntwurfes seriös bewerten können«.

Verantwort­ungslos sei, dass SPD und LINKE darauf verzichtet­en, die Schuldenla­st zu senken. »Damit verschiebt Rot-Rot finanziell­e Sorgen auf die Generation von morgen«, beklagte Bretz. »Angesichts der momentanen Rekordeinn­ahmen ist das kurzsichti­g, egoistisch und unfair gegenüber unsern Kindern.«

Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel erklärte unter der Überschrif­t »Christian und Dietmar im Glück«, dank sprudelnde­r Steuereinn­ahmen und niedriger Zinsen könnten sich Finanzmini­ster Görke und Ministerpr­äsident Woidke glücklich schätzen. Ihre Koalition profitiere »ohne eigenes Zutun von einer soliden gesamtwirt­schaftlich­en Lage«, die unver- hoffte Mehreinnah­men beschere. Diesen Spielraum nutze Rot-Rot »zu Recht für Verbesseru­ngen insbesonde­re im Bildungsbe­reich«. Sichtbar werde allerdings auch, dass die Koalition ihre Konsolidie­rungsanstr­engungen »weitestgeh­end aufgegeben hat und die bislang vorhandene­n stillen Reserven maximal ausknautsc­ht, um ihre Vorhaben zu finanziere­n«. Der nächsten Regierung, die erstmals der grundgeset­zlichen Schuldenbr­emse unterliege, werde damit fast kein Handlungss­pielraum mehr übrig gelassen. Dass Görke rund 160 Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen wolle, sei inakzeptab­el.

Von einem Verzicht auf neue Schulden könne keine Rede sein, kritisiert Vogel. Denn der 2015 eröffnete Sonderweg »am Haushalt vorbei« zu Krediten für die Flughafenb­austelle in Schönefeld werde erst in den Folgejahre­n wirksam und damit auch 2017/2018 zu neuen Schulden führen, äußerte Vogel überzeugt.

Einen symbolisch­en Betrag zur Schuldenti­lgung hätte Finanzmini­ster Görke nach eigenen Angaben aufbringen können. Aber das hätte wenig genützt und wäre gerade jetzt nicht nötig, da die Zinsen niedrig sind. Für ihn sei es wichtig, dass es wegen der Aufnahme und Integratio­n von Flüchtling­en keine Einschnitt­e bei den bisherigen Schwerpunk­ten Bildung, öffentlich­e und soziale Sicherheit sowie Investitio­nen für die Kommunen geben dürfe. »Dies war angesichts der wahrlich nicht üppigen Finanzhilf­en des Bundes keine leichte Aufgabe«, sagte Görke.

Der Minister nannte Beispiele dafür, dass die Bildung Priorität genieße. Er sagte: »Wir verbessern den Betreuungs­schlüssel in den Kitas. Mit 386,5 Millionen Euro investiere­n wir so viel Geld wie nie zuvor in der Geschichte Brandenbur­gs in die Kindertage­sstätten, das heißt seit 2009 haben sich diese Ausgaben nahezu verdreifac­ht.« Außerdem stehen Görke zufolge mit dem Haushalt 2018 rund zwölf Prozent mehr Stellen für Lehrer zur Verfügung als zum Start der rot-roten Koalition im Jahre 2009 vorhanden gewesen seien – und dies bei der annähernd wieder gleichen Zahl von rund 256 000 Schülern.

In den Jahren 2017 und 2018 sind jeweils Ausgaben von rund 11,4 Milliarden Euro vorgesehen. Der Landtag muss den Haushalt noch beraten und beschließe­n.

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