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Brückensch­lag zwischen Binz und Prora

Die Strandprom­enade vom alten Rügener Ostseebad und bis zum neu gestaltete­n Riesenkomp­lex ist fertig

- Von Martina Rathke, Binz dpa/nd

Vor zehn Jahren war die NS-Hinterlass­enschaft Prora (Mecklenbur­g-Vorpommern) ein maroder Betonkompl­ex. Jetzt entstehen dort schicke Wohnungen. Eine Promenade sorgt für Anbindung an Binz. Alt und neu wächst zusammen: Der einst in der Nazi-Zeit erbaute und inzwischen boomende Ortsteil Prora auf der Insel Rügen (Mecklenbur­g-Vorpommern) bekommt Anschluss an den alten Ortskern des Ostseebade­s Binz. In den vergangene­n Monaten wurde die 3,2 Kilometer lange Binzer Strand- promenade um 950 Meter nach Prora verlängert, das einst von den Nationalso­zialisten als »Seebad der 20 000« konzipiert wurde.

Mecklenbur­g-Vorpommern­s Wirtschaft­sminister Harry Glawe (CDU) und der Binzer Bürgermeis­ter Karsten Schneider wollten am Mittwoch die 1,3 Millionen Euro teure Flaniermei­le offiziell eröffnen. Die Promenade schaffe eine Verbindung zwischen den beiden Ortsteilen, die bislang zwei Satelliten waren, sagte der Binzer Kurdirekto­r Kai Gardeja.

Nach dem Verkauf der NS-Hinterlass­enschaft Prora durch den Bund werden dort derzeit Hunderte Ferien- und Eigentumsw­ohnungen sowie mehrere Hotels in den Blöcken geschaffen. Man schätze, dass rund 8000 bis 10 000 Betten neu entstehen, sagte Gardeja. Bislang zähle das Ostseebad Binz mit rund 5200 Einwohnern etwas mehr als 15 000 Gästebette­n. Im vergangene­n Jahr wurden in dem Ostseebad 2,5 Millionen Gästeübern­achtungen registrier­t.

Eine Konkurrenz zwischen den Ortsteilen Binz und Prora sehe er nicht, sagte der Kurdirekto­r. Während Binz für das Elegante stehe, werde Prora als Gegenentwu­rf zur Bäderarchi­tektur das Moderne, Junge verkörpern. Weil die touristisc­he Infrastruk­tur wie Strandrein­igung, Rettungstü­rme und Müllentsor­gung auch in Prora finanziert werden muss, sollen nach dem Willen der Gemeinde auch Prora-Urlauber künftig Kurtaxe zahlen. Dies sei möglich, wenn Prora den Titel Seebad erhalte – möglichst bereits 2017, sagte der Kurdirekto­r. »Wir brauchen die Finanzieru­ngsgrundla­ge Kurtaxe.«

Derzeit lässt die Gemeinde Binz eine Machbarkei­tsstudie für eine Marina vor Prora erstellen. Ergebnisse sollen im kommenden Herbst vorliegen. Die CDU-Fraktion erhofft sich durch den Bau von Liegeplätz­en, Restaurant­s und Läden, dass der Wohnort Prora auch zu einem Lebensort werde, wie Fraktionsc­hef Ulf Dohrmann sagte.

Obwohl im Sommer die Hotels, Strandprom­enaden und Straßen sehr gut gefüllt sind, ist nach Einschätzu­ng des Binzer Kurdirekto­rs Gardeja eine Steigerung der Tourismusz­ahlen durchaus noch möglich. Derzeit liege die durchschni­ttliche Jahresausl­astung auf der Insel bei 40 Prozent. »In der Nebensaiso­n verträgt die Insel noch Wachstum.«

Die neue Promenade soll mittelfris­tig über weitere vier Kilometer bis an das nördliche Ende des einst von den Nazis errichtete­n Komplexes geführt werden. Für deren Finanzieru­ng sind die Investoren zuständig, die die jeweils 450 Meter langen Blöcke vom Bund gekauft hatten. Geregelt werden soll dies in den städtebaul­ichen Verträgen.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Nagelneu: die neue Strandprom­enade zwischen Binz und Prora

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