Brückenschlag zwischen Binz und Prora
Die Strandpromenade vom alten Rügener Ostseebad und bis zum neu gestalteten Riesenkomplex ist fertig
Vor zehn Jahren war die NS-Hinterlassenschaft Prora (Mecklenburg-Vorpommern) ein maroder Betonkomplex. Jetzt entstehen dort schicke Wohnungen. Eine Promenade sorgt für Anbindung an Binz. Alt und neu wächst zusammen: Der einst in der Nazi-Zeit erbaute und inzwischen boomende Ortsteil Prora auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) bekommt Anschluss an den alten Ortskern des Ostseebades Binz. In den vergangenen Monaten wurde die 3,2 Kilometer lange Binzer Strand- promenade um 950 Meter nach Prora verlängert, das einst von den Nationalsozialisten als »Seebad der 20 000« konzipiert wurde.
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) und der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider wollten am Mittwoch die 1,3 Millionen Euro teure Flaniermeile offiziell eröffnen. Die Promenade schaffe eine Verbindung zwischen den beiden Ortsteilen, die bislang zwei Satelliten waren, sagte der Binzer Kurdirektor Kai Gardeja.
Nach dem Verkauf der NS-Hinterlassenschaft Prora durch den Bund werden dort derzeit Hunderte Ferien- und Eigentumswohnungen sowie mehrere Hotels in den Blöcken geschaffen. Man schätze, dass rund 8000 bis 10 000 Betten neu entstehen, sagte Gardeja. Bislang zähle das Ostseebad Binz mit rund 5200 Einwohnern etwas mehr als 15 000 Gästebetten. Im vergangenen Jahr wurden in dem Ostseebad 2,5 Millionen Gästeübernachtungen registriert.
Eine Konkurrenz zwischen den Ortsteilen Binz und Prora sehe er nicht, sagte der Kurdirektor. Während Binz für das Elegante stehe, werde Prora als Gegenentwurf zur Bäderarchitektur das Moderne, Junge verkörpern. Weil die touristische Infrastruktur wie Strandreinigung, Rettungstürme und Müllentsorgung auch in Prora finanziert werden muss, sollen nach dem Willen der Gemeinde auch Prora-Urlauber künftig Kurtaxe zahlen. Dies sei möglich, wenn Prora den Titel Seebad erhalte – möglichst bereits 2017, sagte der Kurdirektor. »Wir brauchen die Finanzierungsgrundlage Kurtaxe.«
Derzeit lässt die Gemeinde Binz eine Machbarkeitsstudie für eine Marina vor Prora erstellen. Ergebnisse sollen im kommenden Herbst vorliegen. Die CDU-Fraktion erhofft sich durch den Bau von Liegeplätzen, Restaurants und Läden, dass der Wohnort Prora auch zu einem Lebensort werde, wie Fraktionschef Ulf Dohrmann sagte.
Obwohl im Sommer die Hotels, Strandpromenaden und Straßen sehr gut gefüllt sind, ist nach Einschätzung des Binzer Kurdirektors Gardeja eine Steigerung der Tourismuszahlen durchaus noch möglich. Derzeit liege die durchschnittliche Jahresauslastung auf der Insel bei 40 Prozent. »In der Nebensaison verträgt die Insel noch Wachstum.«
Die neue Promenade soll mittelfristig über weitere vier Kilometer bis an das nördliche Ende des einst von den Nazis errichteten Komplexes geführt werden. Für deren Finanzierung sind die Investoren zuständig, die die jeweils 450 Meter langen Blöcke vom Bund gekauft hatten. Geregelt werden soll dies in den städtebaulichen Verträgen.