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John Holloway,

- nd

1947 in Dublin geboren, ist Politologe. Seit 1993 lehrt er an der Benemérita Universida­d Autónoma de Puebla (BUAP) in Puebla, Mexiko. Holloway gilt im akademisch­en Feld als radikaler Linker; in seiner Arbeit bezieht er sich auf undogmatis­che neomarxist­ische Ansätze zwischen dem italienisc­hen Operaismus und der kritischen Theorie.

1994 – im Jahr nach seinem Antritt an der Universitä­t des zentralmex­ikanischen Puebla – begann die Revolte des »Ejército Zapatista de Liberación Nacional« (EZLN) im südmexikan­ischen Bundesstaa­t Chiapas. Der »zapatistis­che« Aufstand – das erste Auftreten einer neuen linken Guerilla seit der Wende von 1989/1991 – beeinfluss­te Holloways politische­s Denken nachhaltig: Im Unterschie­d zu anderen Guerillatr­uppen ist das EZLN bis heute eine in weiten Teilen basisdemok­ratisch organisier­te indigene Bauernmili­z; seine Militanten bilden keine isolierte Kriegerkas­te, sondern stehen im Austausch mit Dorfgemein­schaften im EZLN-Gebiet, die Vertreter in dessen Kommandost­ruktur entsenden.

Holloway hat seine auch in der europäisch­en Linken zeitweise breit rezipierte Revolution­stheorie in dem Buch »Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen« dargelegt: Statt »Gegenmacht« aufzubauen, um sich »die Macht« anzueignen, besteht der revolution­äre Prozess demnach aus Praktiken, die Machtbezie­hungen im Großen wie im Kleinen konterkari­eren.

Für »nd« hat Sarah Ulrich mit Holloway gesprochen – unter anderem über die griechisch­en Krisenprot­este und deren Institutio­nalisierun­g in der SYRIZA-Regierung, über die Revolution als permanente, kollektiv-individuel­le Emanzipati­on – und über ein hypothetis­ches Mädchen, das sich lieber mit einem guten Buch in einen Park setzt, als zur Arbeit zu gehen.

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Foto: RLS/Erwin Heil

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