nd.DerTag

Grob fahrlässig

- Guido Speckmann über Kritik an David Cameron, keinen Plan B gehabt zu haben

Wenn man alles auf eine Karte setzt – und verliert, ist mit Spott und Kritik zu rechnen. Diese Erfahrung machte nach dem Brexit-Votum auch der inzwischen zurückgetr­etene britische Premier David Cameron. Jetzt musste er sich außerdem noch harsche Worte aus dem Parlament anhören. »Grob fahrlässig« habe er gehandelt, weil er keinen Plan B für den Fall eines Austritts des Landes aus der EU gehabt habe. So heißt es in einem Mittwoch veröffentl­ichten Bericht des Außenaussc­husses des Londoner Unterhause­s. Damit nicht genug: Camerons früherer Staatssekr­etär Oliver Letwin gab zu Protokoll, es habe Anweisunge­n gegeben, keine Pläne für einen Brexit auszuarbei­ten. Der Grund sei Furcht gewesen, dass diese an die Öffentlich­keit gelangen.

Das kopflose Hineinschl­iddern in den Brexit ist das eine. Die Folgen für die jetzige Regierung das andere: Das Außenminis­terium sei unterbeset­zt und muss wohl noch Personal an mit dem Brexit befasste neue Abteilunge­n abgeben. Camerons Handeln ist aber im Grunde nur konsequent gewesen. Lediglich aus innerparte­itaktische­n Gründen ein Referendum über den Brexit anzuberaum­en – das war der Auftakt zum risikoreic­hen Spiel. Die Anweisung, keinen Plan B auszuarbei­ten, nur die Fortsetzun­g. Offenbar dachte er, damit die Chancen eines »Remain«-Votums zu erhöhen. Es kam anders. Und Cameron entpuppt sich als Spieler, der noch riskanter zu Werke ging.

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