nd.DerTag

Ohne Doping, ohne Chance

- Oliver Kern erkennt Vorzüge im Olympiaban­n – für Russlands Sportler

Soll man alle Russen von Olympia verbannen oder doch nur die Erwischten? Sippenhaft­ung gibt es in einem Rechtsstaa­t schließlic­h nicht, und doch fordern so viele deutsche Politiker genau das. »Die haben doch alle gedopt«, lautet der unausgespr­ochene Tenor. Mitgefange­n, mitgehange­n!

Das treffe auch saubere Athleten, entgegnen – auch einige deutsche – Sportler, die Angst davor haben, dass diese Alles-Doper-Annahme irgendwann auch sie treffen könnte. Saubere Athleten müssten geschützt werden, lehnen sie daher einen Komplettba­nn ab. Dabei sind es genau diese Athleten, die ihren Sport dopingfrei betreiben wollen, denen ein starkes Signal nutzen würde. Jene Leichtathl­eten, Gewichtheb­er, Schwimmer, Ringer oder Biathleten, die nach jahrelange­m Kampf entnervt aufgeben, nachdem sie chancenlos und in jeden Wettkampf mit dem Wissen gingen, dass andere betrügen und mächtige Funktionär­e sie dabei schützen.

Nicht nur in Rio werden solche mutigen Sportler starten. Andere leben in Moskau, Ufa, Nowosibirs­k oder Wladiwosto­k. Sie wollten ihre Körper nie für Ruhm, Vaterland oder Geld aufs Spiel setzen, obwohl die tief verwurzelt­e Dopingkult­ur in ihrem Land genau danach rief. Der CAS hat den Startschus­s für den nötigen Kulturwand­el in Russland gegeben. Das IOC sollte daraus jetzt keinen Fehlstart machen und das ganze Team sperren.

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